Samstag, 26. Februar 2011

Australien – Cairns & Wirbelsturm Yasi (01.02.11 – 04.02.11)

Am Morgen unserer Abreise von Magnetic Island erfuhren wir vom Wirbelsturm Yasi, der auf dem Weg zur Küste und mit Kategorie 5 beziffert war. Das Zentrum sollte mit voller Wucht morgen Nacht zwischen Cairns und Townsville auftreffen. Das Auge des Sturm hatte allein einen Durchmesser von 100km. Unser Bus war bereits bis nach Cairns gebucht. Wir hatten zwar noch überlegt zwischendurch einen Stop in Mission Beach zu machen, es uns aber doch anders überlegt. Cairns würde wahrscheinlich am sichersten sein und einige solide Häuser haben, wohingegen Mission Beach hauptsächlich aus Hütten am Strand bestand.
Also gings zunächst mit der Fähre zurück nach Townsville und dort zum Busterminal. Zyklon Yasi war überall Thema Nr. 1. In Cairns angekommen, liefen wir gleich zum Grand Hotel, das uns empfohlen wurde. Die wollten uns aber nicht mehr aufnehmen. Dasselbe Spiel hatten wir dann auch bei der Jugendherberge direkt um die Ecke. Auf Nachfragen erklärte man sich bereit uns für diese eine Nacht zu nehmen und dann wollte man weitersehen. Aufgrund des Sturmes wäre es möglich, dass morgen alle evakuiert werden würden. Plötzlich begriffen wir, dass die Lage doch ernster war, als wir gedacht hatten. Am dritten Hostel an dem wir es versuchten standen die Leute Schlange bis auf die Straße und im vierten fanden wir letztendlich ein Zimmer für die nächsten zwei Nächte. Dieses Hostel war auch in einem neuen Gebäude und hatte keine Räume im Erdgeschoss, was schon mal sehr gut war. Auf unserem Bett lag ein Zettel mit IMG_5911 Anweisungen, wie wir uns aufgrund des Zyklons zu verhalten hatten. Wir nahmen den guten Rat ernst und gingen schnell zu Woolworth, um ein paar Vorräte einzukaufen. Der riesige Laden war schon halb leer gefegt. Brot bekamen wir keins mehr. Wir kauften Getränke, Cornflakes, Käse, Wurst und Schokolade ein. Dann gingen wir zum MC Donalds, um uns im Internet ein wenig über die Lage zu informieren und um was zu essen. Wir hatten gerade noch Glück, denn eine halbe Stunde später schloss der 24h MC Donalds hinter uns die Türen. Die meisten Geschäfte in Cairns schlossen bis auf weiteres und machten sich sturmsicher und das bereits 1,5 Tage bevor der Sturm eintreffen sollte.
Am nächsten Morgen versuchten wir nochmal Spaghetti mit Tomatensoße zu kaufen. Solange der Strom noch ging, konnten wir ja auch noch was warmes Essen. Ein einziger kleiner Minisupermarkt hatte noch offen und machten mit völlig überteuerten Waren das Geschäft seines Lebens. Die Leute standen bis auf die Straße in der Schlange.
Da der MC Donalds zwar geschlossen hatte, jedoch das WIFI weiterhin funktionierte versammelten sich davor allerhand Leute mit Laptops und IPhones. Auch wir nutzten die Lage (man konnte eh nichts anderes machen) und organisierten unsere Woche in den Philippinen.
IMG_5917 Mittags kochten wir die Spaghetti, bekamen aber nicht so wirklich viel runter. Anscheinend waren wir unterbewusst doch etwas aufgeregt vor der bevorstehenden Yasi-Nacht. Wir hatten Saft, Sprudel und Milch eingekauft und außerdem mehrere Kanister Leitungswasser abgefüllt. Außerdem hatten wir umgepackt und alle wichtigen Gegenstände in unsere kleinen Rucksäcke verfrachtet, falls tatsächlich kurzfristig evakuiert werden sollte. Im Hostel wurden alle Gegenstände gesichert, die Fenster abgeklebt und Tische und Stühle von Balkon und Wohnzimmer in den fensterlosen Innengang umgelagert. Um 14:15 Uhr fing es an zu regnen. Auf der Straße waren nun immer weniger Leute, alle verschanzten sich zu Hause oder in den Hotels. Im Aufenthaltsraum kam den ganzen Tag Live-Berichterstattung über den Sturm im Fernsehen. Die Stimmung war unterschiedlich. Einige nahmen Yasi doch tatsächlich zum Anlass um sich zu betrinken und laut zu feiern. Nachdem wir unsere Spaghetti-Reste gegessen hatten gingen wir auf den Balkon und beobachteten von dort das Geschehen. Um kurz nach 21 Uhr wurde dieser jedoch geschlossen und alles dicht gemacht. Jetzt durfte man sich nur noch in den Zimmern oder im Gang aufhalten. Die Türen nach draußen durften nicht mehr geöffnet werden. Es gab keine Fenster. Wir wussten also nicht so recht was draußen los war. Schon ein komisches Gefühl mit so vielen Leuten auf engstem Raum “eingesperrt” zu sein. Wir hatten zum Glück unsere MP3-Player mit Radio und konnten so die Nachrichten live mitverfolgen. Überraschenderweise zog Yasi nun immer weiter südlich. Der Wirbelsturm würde uns also doch nicht mit voller Wucht treffen. Kurz vor 23 Uhr gingen wir Zähne putzen. Im Bad waren große Tonnen mit Wasser aufgestellt, im Falle, dass es Probleme mit den Wasserleitungen geben würde. Kurz vor Mitternacht traf Yasi dann an der Küste ein. Wir bekamen nicht viel mit, denn wir waren in unserem Betonbau total abgeschirmt. Am Radio verfolgten wir jedoch die Telefonanrufe zahlreicher Australier, die berichteten, wie es ihnen gerade erging. Mission Beach traf es leider ziemlich hart. Dort wurden viele Häuser zerstört. Zum Glück waren wir gleich nach Cairns durchgefahren. Es war wirklich eine aufregende Nacht und wir schliefen, wie wohl alle anderen in Queensland, nicht viel.
Am nächsten Morgen sahen wir, dass sich die Sturmschäden in IMG_5940 Cairns Gott sei Dank in Grenzen hielten. Die Straßen lagen voller Palmwedel, Äste und Blätter. Alle Scheiben schienen noch ganz zu sein und es gab auch keine Überflutungen. Wir liefen vor zur Küste und sahen, dass das Wasser extrem hoch stand und die Wellen auch teilweise über die Promenade schlugen. Ein Polizist versuchte die Leute davon abzuhalten dort entlangzulaufen. Der MC Donalds war immernoch geschlossen aber große Menschentrauben standen davor und nutzten das Internet um Ihren Familien und Bekannten mitzuteilen, dass alles gut verlaufen war.
Gegen Mittag wurde der Regen dann wieder stärker. Teile der Straße standen dann plötzlich doch unter Wasser. Bei uns im Hostel muss ein ein Loch im Dach gewesen sein, denn die Feuertreppe floss plötzlich ein kleiner Bach hinunter. Ein Ladenbesitzer im Erdgeschoss bekam dies zu Spüren. Bei ihm trat das Wasser aus der Decke und so nützten auch die Sandsäcke nichts, die er vor den Türen hingelegt hatte.
Am nächsten Tag regnete es zwar immer noch aber die Lage hatte sich nun wieder etwas normalisiert. Langsam öffneten auch die ersten Geschäfte wieder. Wir nutzten die Gelegenheit und suchten uns ein neues Hotel. Länger hätten wir es auf den unbequemen Matratzen auch nicht mehr ausgehalten. Unsere Schlüsselkaution von 60 $ bekamen wir erst am Abend zurück, da das Computersystem noch offline war. In großen Teilen der Stadt gab es immernoch keinen Strom. Da nach und nach auch die Reiseagenturen wieder öffneten verbrachten wir den restlichen Tag damit, die kommenden Tage zu planen. Wir mieteten uns ein Auto fürs Wochenende und buchten eine Tauchtour ins Great Barrier Reef. Schluss mit rumsitzen, jetzt wollten wir wieder was erleben!!!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen