Sonntag, 24. Oktober 2010

Argentinien – El Calafate (17.10.10 – 18.10.10)

Mit viel Verspätung kamen wir am nächsten Tag um 13 Uhr in Rio Gallegos an und hatten Glück, dass gleich um 14 Uhr der Bus nach El Calafate weiterfuhr. Und diesmal sogar pünktlich. Doch wir hatten uns zu früh gefreut. Mitten auf der Schnellstraße fiel auf einmal der Motor aus und wir kamen unter viel Geholper auf dem Seitenstreifen zum Stehen. Was war nun schon wieder los? Wir brauchten nicht lange zu rätseln, denn wir hörten das Telefongespräch des Fahrers. Und auch wenn kaum jemand der um uns herum Sitzenden wirklich richtig gut Spanisch konnte – wir verstanden es ALLE. Er orderte doch tatsächlich ein Taxi mit 20 Litern Benzin. Das durfte doch wohl nicht war sein. Da saßen wir in unserem ultramodernen Doppeldeckerbus mit Liegesitzen und das Benzin war uns ausgegangen. Solche Gelegenheiten sind jedoch immer die besten um andere Reisende kennenzulernen und so ergab sich auch dieses Mal ein angeregtes Gespräch. Als wir das Benzing geliefert bekamen, fuhren wir weiter bis zur nächten Tankstelle. Wer jedoch denkt wir hätten dort getankt, der hat weit gefehlt. Auch hier warteten wir wieder. Und warteten und warteten. Dann kam er endlich: ein Pickup mit Benzinfass. Und es wurde – achtung gut aufpassen – mit einer abgeschnittenen 0,5 Liter Colaflasche und einem Schlauch umgefüllt. Glücklicherweise kam der Busfahrer nicht auf die Idee dabei zu rauchen, denn der Bus stand danach in einer Benzinpfütze, die dem Titicacasee ernsthaft Konkurrenz machte. Unglaublich aber wahr. So wurde aus einer kurzen 4-Stunden Fahrt mal Geschwind eine 6,5-Stunden Fahrt.
El Calafate machte einen netten Eindruck. Wir fanden auch relativ zügig eine ganz passable Unterkunft bei einer netten Familie. Das war auch gut so, denn jetzt wollten wir noch unser Glück versuchen eine Tour für morgen zu buchen. Tatsächlich hatten die Reisebüros auch noch geöffnet obwohl es schon kurz vor 9 Uhr war. Sehr gut, somit hatten wir wenigstens keinen Tag verloren.
Am nächsten Morgen fuhren wir also mit unserer kleinen Reisegruppe zum Perito Moreno Gletscher. Auf der Fahrt dorthin sahen wir einige Estanzias und die Gauchos mit ihren Hunden. Als wir um die Kurve fuhren und der Blick auf den Gletscher frei wurde staunten wir nicht schlecht.
 PeritoMoreno_Panorama3 
Wunderschön lag er vor uns wie 3 Milliarden aneinandergeklebte Wickblau Bonbons. Wir hatten eine Tour mit kleiner Wanderung gebucht und erlebten jetzt zum ersten Mal den berühmten patagonischen Wind. Der hatte es in sich. Es war so stürmisch, dass das Boot mit dem wir eigentlich zum Gletscher fahren wollten aufgrund des hohen Wellengangs nicht am Steg anlegen konnte. Also fuhren wir zunächst mal zu den Aussichtsplattformen. Wie bei den Iguacu-Wasserfällen wurden auch um den Perito Moreno Gletscher herum einige Pfade gebaut, von denen man einen genialen Ausblick auf das Eis hat. Besonders faszinierend war das unglaubliche Blau. Ich hatte gewusst, dass der Gletscher blau erscheint aber so intensiv? Das hatte ich nicht geahnt. Wir liefen entlang der Pfade und es wurde leider immer kälter und stürmischer und begann zu regnen. Unsere Bootsfahrt machten wir dann letztendlich auf der Südseite des Gletschers wo es viel windgeschützter war. Der Perito Moreno Gletscher schiebt sich jeden Tag 2m voran, was enorm ist. Somit sieht man auch immer wieder kleinere bis größere Stücke abbrechen. Als wir dort waren hat sich auch einiges getan. Es war unglaublich laut als die Stücke abbrachen, wie ein Donnergrollen. Die Gletscher Patagoniens sind übrigens das drittgrößte Süßwasserdepot der Erde.
Nach soviel Wind, Regen, Sturm und Eis schliefen wir auf der Rückfahrt selig und mussten geweckt werden, als es ans Aussteigen ging. Dafür gönnten wir uns dann in einer Parillada ein Stück zartester Rinderlende medium. Mhhhh.

Samstag, 23. Oktober 2010

Argentinien – Puerto Madryn (14.10.10 – 16.10.10)

Als wir morgens in Puerto Madryn ankamen, suchten wir vergeblich am Busbahnhof nach Leuten, die uns in ihre Hostels mitnehmen wollten. Im Moment hatte das niemand hier nötig, denn es war Hauptsaison. Das bekamen wir auch zu spüren als wir die wirklich gesalzenen Preise sahen. Nachdem wir mehrere Hostels abgeklappert hatten, fanden wir schließlich eines, das man gerade noch bezahlen konnte. Dafür sahen die Betten dann aus wie Hängematten, so durchgelegen. Aber egal, das mussten wir in Kauf nehmen, denn auch wir waren wie alle anderen zu dieser Jahreszeit nur aus einem Grund hierhergekommen. Hauptsaison in Puerto Madryn = Walsaison.
Am nächsten Morgen ging es deshalb zur Halbinsel Valdez. Die Weite hier ist unfassbar. Wir fuhren vorbei an nicht enden wollende Weideflächen. Vor allem Merinoschafe werden hier gezüchtet (wir hatten die eigentlich bisher immer nur in Neuseeland vermutet). Merinowolle ist besonders teuer, aus ihr wird u.a. Outdoorbekleidung hergestellt, da sie warm hält und Gerüche minimiert. Wir erfuhren, dass die Besitzer der Schafe hier nur zweimal im Jahr (zur Schafzählzeit und zur Schärzeit) nach dem Rechten sehen und dafür mit dem Hubschrauber einfliegen. Wie reich sie sind muss ich wohl nicht erwähnen. Es gab ja Personen, die im Vorfeld behauptet haben wir würden als Schafzüchter in Neuseeland enden. Das erscheint mir jetzt gar nicht mehr so unrealistisch! ;-)
Zuerst fuhren wir zu einem kleinen Museum, in dem wir ein Walskelett bewundern konnten und einiges zu den Meeressäugern erfuhren. Danach ging’s zum nördlichsten Punkt der Halbinsel. Dort gab es eine kleine Seeelefanten-Kolonie. Die männlichen Seeelefanten sind nochmal ein gutes Stück größer und vor allem fetter, als die Seelöwen. Am Strand entlang ging’s zu einer kleinen Pinguin-Kolonie und danach zur eigentlichen Hauptattraktion nach Puerto Piramides.
IMG_0746 Dort konnten wir schon vom Strand aus in der Ferne die Wale springen sehen. Richtig genial. Wir fuhren dann aber noch mit dem Boot hinaus und kamen so ganz nah an die Riesen heran. Es handelte sich dabei um Glattwale, genauer gesagt Südkappen. Sie werden bis zu 18m lang und kommen jedes Jahr ab Juni für ein paar Monate zur Halbinsel Valdez, um dort in der Bucht geschützt ihre Jungen zu gebären und mit dem Leben im Meer vertraut zu machen. Während wir hinausfuhren sahen wir von weitem schon eine Walmama mit Baby gemeinsam mehrere Male hintereinander aus dem Meer springen. Wir konnten es gar nicht glauben, so genial war das. Das Boot wurde langsamer und die Wale waren tatsächlich genauso neugierig wie wir und kamen zu uns hergeschwommen. So tummelten sie sich dann bestimmt eine Stunde neben unserem Boot und bestaunten uns genauso wie wir sie. Das ganze war so wahnsinnig interessant, dass wir uns wirklich bemühen mussten auch den Erläuterungen der Guides zu folgen, die uns einiges zu erzählen hatten. Schon bei der Geburt sind die Walbabys 2-3m lang. Sie werden 1 Jahr lang gesäugt und aufs Leben vorbereitet, danach sind sie auf sich allein gestellt. Der große Feind der Walbabys sind die Orcas. Wir fanden es unglaublich faszinierend, dass ein mind. 15m langer Wal mit seinem 3-monatigen Riesenbaby einfach so um und unter unserem 13m langen Boot herumschwimmt und nichts kaputt macht. Wir sahen noch einige Wale, bevor wir leider wieder mit dem Boot zurück zum Strand mussten. Einfach klasse. Vorher hatten wir nicht gedacht, dass man den Tieren so nahe kommt. Wir hatten sogar gegrübelt, ob wir überhaupt das Glück hätten welche zu sehen.
IMG_0903 Am nächsten Tag ging’s dann nach Punta Tumbo zur zweiten Attraktion der Gegend: einer riesigen Pinguinkolonie von ca. 500.000 Pinguinen, die hier den patagonischen Sommer verbringen. Die meisten sind hier um sich zu Paaren und die Eier auszubrüten. So sahen wir auch viele Nester und Pinguineier. Man lief praktisch zwischen den Pinguinen hindurch und kam so ganz nah an sie heran. Scheue hatten die kleinen Viecher auch nicht wirklich. Nur manche zierten sich ein bisschen einen Pfad zu überqueren, wenn da gerade eine Gruppe Menschen entlanglief. Wir warteten dann immer brav und ließen den Pinguinen den Vortritt. Es war einfach so witzig ihnen beim watscheln zuzusehen. Viele waren unterwegs zum Meer um zu jagen oder vom Meer zurück zum Nest. Auf dem Rückweg schauten wir in Rawson im Zoo vorbei, denn dort gibt es eine Auffangstation für mit Öl verschmierte Pinguine. Unser Guide entdeckte in diesem Jahr den ersten betroffenen Pinguin und brachte ihn hierher. Mittlerweile gibt es etliche ehrenamtliche Mitarbeiter, die sich um die Tierchen kümmern. Sie werden so lange aufgepäppelt bis ihr Gefieder wieder vollständig regeneriert und wasserabweisend ist. Nur dann können sie wieder selbständig jagen und sich somit ernähren. Wir sahen zu, wie die Pinguine im Zoo im Bassin schwammen. Jeden Tag bleiben sie dort ein paar Minuten mehr.
Wir hatten unser gesamtes Gepäck mit nach Punta Tumbo genommen und wurden dann am späten Nachmittag in Trelew am Busbahnhof abgesetzt, wo um halb 7 unser Bus nach El Calafate abfahren sollte. Wie es immer so ist fuhr der Bus natürlich nicht pünktlich. Er stand zwar bereits bei unserer Ankunft am Terminal, die Abfahrt verschob sich aber bis nach 20 Uhr. Kein Mensch wusste warum. War halt so.

Freitag, 22. Oktober 2010

Argentinien – Bariloche (10.10.10 – 13.10.10)

Bariloche stand ursprünglich eigentlich gar nicht auf unseren Reiseplänen. Wir hatten uns jedoch dazu entschlossen mit den Iren weiterzureisen und uns die Seengegend in Argentinien anzuschauen und Siobhans Kumpel, dem Iren Ed einen Besuch in seinem Restaurant “Butterfly” abzustatten. Wir hatten über Hostelworld eine Unterkunft vorgebucht aber als wir dort ankamen war nichts frei. Man hatte aber ein Partnerhostel direkt in der Stadt und somit wurden wir dorthin umgebucht. Wir bekamen das Taxi bezahlt und ein Premiumzimmer und das zu dem Preis, für den wir reserviert hatten, also wesentlich weniger. Das Zimmer war toll, ein Wahnsinns Ausblick und sogar ein Fön im Badezimmer. Das beste Zimmer der gesamten Reise bisher. Sollten wir also doch wieder ein klein wenig Glück haben? Stefan hatte es mittlerweile auch wieder geschafft, den Laptop mit viel Arbeit zum Laufen zu bringen. Bariloche und Umgebung waren wunderschön. Es sah hier aus wie in der Schweiz. Eine Wahnsinnslandschaft. Schneebedeckte Berge, kristallblaue Seen, alles so ruhig, entspannt und zivilisiert.
IMG_0508 Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Bus aus der Stadt heraus und gingen in einem Nationalpark spazieren. Leider hatten wir nicht genügend Kleingeld für den Bus zurück und so mussten wir (da wiedermal alle Siesta machten) ein gutes Stück der Straße entlang laufen bis wir endlich jemanden fanden, der uns wechseln konnte. Der nächste Busfahrer nahm uns daraufhin auch mit zurück. Gegen 19 Uhr hatten wir im Hostel das Jacuzzi reserviert, das natürlich (da wir ja im Premiumzimmer logierten) für uns kostenlos war. So genossen wir also eine entspannte Stunde im Whirlpool mit Blick auf Berge und Seen bevor wir uns für unser Abendprogramm richteten. Siobhan und Dara holten uns mit Eds Auto ab und es ging ins “Butterfly”. Wahnsinn. Sterneküche in einem kleinen 6 Tisch Restaurant direkt am See. Wir aßen ein 7 Gängemenü und ließen uns dazu von Sommelier Sebastian mit Wein verkosten. Alles unbeschreiblich gut. Witzigerweise ist Sebastian aus Deutschland und in Stuttgart geboren. Ed und er kennen sich aus St. Moritz wo sie eine Weile zusammen gearbeitet hatten bevor sie auf Reisen gingen und dann hier in Bariloche ihr eigenes Restaurant aufmachten. Wir genossen jede Minute im “Butterfly” und als das Essen zu Ende war und alle anderen Gäste gegangen waren setzten sich Ed, Sebastian und ihre Frauen noch zu uns an den Tisch und wir erzählen bis in die frühen Morgenstunden.
Die nächsten zwei Tage machten wir nicht viel, bummelten nur ein wenig durch die Stadt und genossen das schöne Leben hier. Wir starteten abermals einen Versuch MP3 Player zu kaufen und scheiterten erneut, dafür kauften wir eine externe Festplatte und sicherten unsere Bilder darauf. Abends um 18 Uhr nahmen wir den Bus weiter Richtung Süden.
Bariloche war der erste Ort auf unserer Reise, wo man sich wirklich vorstellen könnte zu wohnen. Es ist wunderschön und man hat auch die Infrastruktur die man braucht. Ed und Sebastian haben sich wirklich einen schönen Platz ausgesucht. Vielleicht kennt ja jemand das Buch “Abgefahren”. Es handelt von zwei Deutschen, die mit dem Motorrad 16 Jahre, um die Welt gefahren sind. Sebastian kennt sie. Sie wohnen heute auch in der Nähe von Bariloche.
Aber keine Angst, wir sind schon weitergezogen und wir werden auch wieder nach Hause kommen.

Argentinien – Salta und Mendoza (04.10.10 – 09.10.10)

Die Busfahrt nach Salta war unspektakulär und lang. Als wir abends dort ankamen waren viele Menschen auf dem Bussteig, die für ihre Hostels Werbung machten. Da es bequemer war und wir somit auch das Taxi bezahlt bekamen, ließen wir uns von solch einer Schlepperin bequatschen. Das Hostel war dann auch wirklich schön. Und da wir jetzt endlich in Argentinien waren gingen wir abends auf der Stelle Steak essen!!! Salta war modern, hatte viele Einkaufsmöglichkeiten und einen großen Platz mit Sitzmöglichkeiten und Grünfläche. Wir kamen uns wieder vor, wie in Europa. Da wir seitdem unserem Handys gestohlen wurden keine MP3 Player mehr hatten, wollten wir versuchen in Salta entweder einen MP3 Player oder ein Handy zu kaufen. Fehlanzeige. Den ganzen Tag rannten wir durch die Stadt aber fanden nichts brauchbares. Entweder die Sachen waren viel zu teuer oder einfach nur Schrott. An diesem Tag machten wir auch zum ersten Mal Bekanntschaft mit der Argentinischen Siesta. Die Arbeitszeiten hier hätten wir mal gerne. Man kommt so zwischen 9 und halb 10 und öffnet seinen Laden. Wenn man dann was anderes zu tun hat schließt man halt einfach wieder für ne Stunde oder zwei. Öffnungszeiten stehen eh nicht an den Türen. Gegen 13 Uhr ist dann Siesta angesagt, das heißt es wird geschlossen bis ungefähr 17 Uhr, eher später. Und wenn man dann Lust hat dann arbeitet man halt nochmal bis um 20 Uhr. Ahhhhh, wenn man was erledigen möchte keine Chance. Mittags sind die Straßen wie leergefegt. Womit wir gleich zur nächsten Kuriosität kommen: Nachdem wir die MP3 Player Suche aufgegeben hatten gingen wir gegen 18:45 Uhr auf Restaurantsuche. Als wir eines gefunden hatten, das tatsächlich geöffnet war, bekamen wir die Kaffeekarte vorgelegt. Nach kurzem Nachfragen bot man uns das Mittagsmenü an. ;-) Vom Abendessen waren wir um diese Uhrzeit nämlich noch weit entfernt. Das beginnt üblicherweise so um 23 Uhr und kann bis weit nach Mitternacht gehen. Naja, wir hatten auch mit Mittagessen kein Problem, solange wir überhaupt was zu Essen bekamen, denn um 21 Uhr fuhr bereits unser Bus nach Mendoza.
Im Bus gab es ein großes Hallo, denn wir trafen wieder auf Dara und Siobhan, die beiden Iren. Gemeinsam nahmen wir uns am nächsten Abend nach der Ankunft ein Hostel und dann gingen Stefan und ich ins LAN-Office, da wir unseren Flug von Quito nach Santiago stornieren wollten, bzw. wenn möglich umbuchen auf einen Flug von Punta Arenas nach Santiago. Die Mitarbeiter von LAN waren zwar sehr freundlich, konnten jedoch nicht umbuchen, da angeblich nur American Airlines dazu in der Lage war. In Mendoza gab es sogar ein ein winziges AA Büro mit 2 Mitarbeitern, das allerdings nicht einfach zu finden war. Die Damen konnten nur Spanisch, bestätigten mir aber nach langem hin und her, dass sie den Flug umgebucht hätten und wir nur noch am nächsten Tag am Telefon bezahlen müssten, da in Buenos Aires das Büro bereits um 18 Uhr geschlossen hätte. (Man bedenke, im Rest von Argentinien hat alles bis 17:30 Uhr geschlossen und in Buenos Aires ab 18 Uhr. Wie um Gottes Willen arbeiten die miteinander?)
Am nächsten Tag fuhren wir mit den Iren gemeinsam nach Maipu (ca. 45 min von Mendoza) und wollten dort die berühmte Fahrrad und Wein Tour machen. Wir mieteten uns Fahrräder und bekamen dazu einen Plan mit etlichen Weingütern in der Umgebung. IMG_1218 Und los ging’s. Als erstes besuchten wir das Weinmuseum und bekamen dort eine Führung, als nächstes ging’s zu einer Schokoladen und Likörfabrik, wo wir allerhand leckere Sachen probieren konnten: Öle, Essig, Oliven, leckere Pasten, Dulce de Leche, Liköre und Schokolade. Mittag aßen wir in einem wunderschönen Familienweingut, das total im Kontrast zu dem modernen Weingutkomplex stand, den wir danach besuchten. Der Tag verging so schnell und wir hatten richtig Spaß mit unseren Fahrrädern und Dara und Siobhan auf den Weingütern. Den Abschluss bildete ein schnuckeliger Biergarten mit alten Couchen. Leider war am Ende des Tages unsere zweite kleine Kamera weg. Ob wir sie verloren haben oder ob sie geklaut wurde bleibt unklar, wobei wir eher zu letzterem tendieren, da sie ziemlich gut verstaut war und mitsamt Tasche verschwunden ist. Der Ärger war natürlich groß. Jetzt hatten wir so einen Akt veranstaltet, um die Kamera wiederzubekommen und jetzt ist sie schon wieder weg!!! :-(
Und die Stimmung wurde nicht besser. Am nächsten Morgen checkten wir aus, doch da verlängertes WE in Argentinien war, gab es keinen Platz im Bus nach Bariloche mehr und wir müssen wieder einchecken. Den Iren ging es genauso und so nahmen wir halt das einzig freie 4er Zimmer. Als wir unser umgebuchtes Flugticket am Telefon bezahlen wollten sank die Stimmung gänzlich auf den Nullpunkt. Stefan hing 3 Stunden am Telefon in der Warteschleife und dann erklärte man ihm, dass wir das Ticket weder umbuchen könnten für Geld noch kostenlos stornieren. Die einzige Möglichkeit wäre ein Storno für 250 $!!!!! Bitte was? Wir hatten das Ticket nie gebraucht aber im Reisebüro bei der Buchung hatte man uns empfohlen für alle Fälle doch mal ein Ticket zu buchen, man wüsste ja nie, ob man es doch noch brauchen könnten und stornieren sei ja kostenlos. Also liefen wir wieder zum American Airlines Büro und die Damen bekundeten uns ihre Nichtwissenheit und dass sie aber auch nichts machen könnten. Wir hätten einen Boxring brauchen können, so sauer waren wir. In weniger als einem Tag hatten wir durch Kamera und Flugtickets ein kleines Vermögen verloren. Einfach so. Und es kam noch besser, denn der Laptop hatte auch schon seit 2 Tagen zum spinnen begonnen und jetzt fiel er uns ganz aus. Die Sorge war natürlich groß, dass auch alle Daten darauf (sprich Bilder etc.) verloren sind. Er lies sich einfach nicht mehr hochfahren. In deutlich getrübter Stimmung machten wir abends mit Dara und Siobhan Pizza im Hostel.
Da der Bus erst am nächsten Abend fuhr mussten wir nun noch einmal einen Tag in Mendoza irgendwie totschlagen. Ich mochte die Stadt nicht sonderlich, sie war mir zu groß, und mittags konnte man eh nichts tun, weil alles geschlossen hatte. Also versuchte Stefan den Laptop zu reparieren und ich informierte mich über unsere weitere Reiseroute. Abends um 9 setzten wir uns mißmutig in den nächsten 20 Stunden Bus.

Dienstag, 19. Oktober 2010

Chile – San Pedro de Atacama (01.10.10 – 03.10.10)

Die Grenze zwischen Bolivien und Chile war wirklich amüsant. Da waren wir 3 Tage lang durch Salzseen und Wüsten gefahren und kamen dann mitten im Nichts an einem kleinen Häuschen mit Schlagbaum heraus. Unseren Ausreisestempel hatten wir ja schon vor drei Tagen bekommen. Unser Abholservice aus Chile war sehr fröhlich und freundlich und schien sogar zu wissen, was das Wort Organisation bedeutet. Direkt 2m hinter dem Schlagbaum verwandelte sich die Sandpiste in eine asphaltierte Straße und wir brausten munter ins nächste Abenteuer, Chile. Beim Zoll wurden wir durchsucht und mussten unsere Rucksäcke auspacken. Ansonsten verlief alles problemlos. San Pedro ist sehr klein und so konnten wir uns ganz einfach zu Fuß mehrere Unterkünfte anschauen und entschieden uns dann gemeinsam mit Birgit und Jonas für ein nettes Hostel mit Innenhof und Hängematten. Diese Entscheidung bereuten wir auch nicht, denn die darauffolgenden Tage in San Pedro waren einfach nur toll und entspannend. Wie schon erwähnt, ist der Ort ein kleines Nest in dem fast nur Touristen sind und es ist in Chile natürlich auch noch super teuer im Vergleich zu Bolivien aber San Pedro ist einfach so unglaublich gemütlich und liebenswürdig, dass man sich hier länger aufhalten möchte als der Zeitplan eigentlich her gibt. P1060851 Es gab viele schnuckelige Restaurants und wenn sie auch nicht billig waren, so boten sie doch was fürs Geld. Gleich nachdem wir in die Zimmer eingecheckt hatten gingen wir in solch ein Restaurant und wurden echt nicht enttäuscht. So lecker hatten wir schon lange nicht mehr gegessen und dann auch noch drei Gänge und ein Pisco Sour zur Mittagszeit. Es war warm und so konnten wir beim Essen im T-Shirt draußen sitzen und die Sonne genießen, was auch mal wieder schön war. Von den Restaurant Stühlen parkten wir gleich um in die Hängematten im Hostel und abends kochten wir gemeinsam mit Birgit und Jonas Spaghetti Bolognese und tranken Wein.
Am nächsten Morgen schliefen wir gemütlich aus und bereiteten dann ein super leckeres Frühstück in unserem Innenhof zu. Wir Mädels hatten Lust einfach noch einmal einen Tag nichts zu tun, die Sonne zu genießen, zu lesen und durch den Ort zu bummeln, wo wir uns leckeres Eis, Crepes und Brownies gönnten. IMG_2964 Stefan und Jonas fuhren zum Sandboarden in die Wüste und hatten auch einen riesen Spaß. Dort trafen sie übrigens auch unsere Iren aus der Uyuni Tour wieder. Nach dem Sandboarden konnten die beiden den Sonnenuntergang auf einer Düne mit einem Pisco Sour genießen und als sie zurückkamen hatten wir schon Abendessen gekocht. Nach dem Essen ging es nämlich schon los zum nächsten Highlight, dem Sterneobservatorium. Die Atacamawüste zählt weltweit zu den besten Plätzen um Sterne zu sehen, da die Luft hier sehr trocken ist und weit und breit keine großen Städte sind. Ein Franzose hat hier seine eigene Geschäftsidee entwickelt und sich neun große Teleskope in den Garten gestellt. Nun führt er Abends Touristen in den Sternenhimmel ein. Alain ist ein Original und wir hatten dermaßen viel Spaß auf seiner rund 3-stündigen Tour. Erst saßen wir im Vorraum seines Hauses im Kreis mit Decken, in der Mitte nur eine kleine Kerze und in der Decke ein rundes Loch, durch das man den Himmel sehen konnte. Hier erzählte uns Alain schon mal einiges Grundsätzliche über das Weltall, das ganze mit so viel Witz verpackt, dass wir uns echt die Bäuche halten mussten. Alain war ein echter Entertainer. Danach gingen wir nach draußen und er zeigte uns einige Sternbilder und wichtige Sterne im Südhimmel. Wie schon Jeff auf Galapagos benutze auch er einen unglaublichen Laserpointer, der unendlich weit zu leuchten schien. Da waren unsere Jungs natürlich wieder neidisch. Zum Abschluss durften wir durch die neun Teleskope noch verschiedene Himmelsphänomene beobachten. Galaxien, Zwillingssterne, Jupiter … und dann gab es heiße Schokolade für alle. Ein wirklich gelungener Abend.
P1060909Auch am nächsten Tag schliefen wir wieder aus und frühstückten gemütlich in der Sonne. Wir hatten uns entschlossen, heute reiten zu gehen. Birgit hat ein Pferd zu Hause und deshalb kein Problem, wir anderen waren noch etwas unsicher. Die Dame, die uns begleitete meinte, dass mein Pferd nichts gekostet hätte, weil es als unreitbar galt. Na prima! Außerdem konnte es den Wind nicht leiden und wir hatten viel Wind an dem Tag. Ach ja Stefans und Birgits Pferd konnte es auch nicht leiden, ich durfte den beiden also nicht zu nahe kommen. Während alle anderen Pferde wirklich schön waren, sah meines aus wie eine Kuh! Aber sonst war es ein liebes Pferd! ;-) 
Das Reiten machte auch echt Spaß. Vor allem weil die Landschaft so unglaublich schön war. Man kam sich vor wie in Marlboro County. Wir sind durch Flüsse geritten und über enge Pfade Berge hinauf. Nach 4 h hatten wir dann aber alle ganz schön Muskelkater. Am Abend gingen wir anlässlich unseres letzten Tags mit Jonas und Birgit in San Pedro nochmal richtig gut Essen und gönnten uns eine Grillplatte für 4 Personen. Mhhh war die lecker. Mir läuft schon wieder das Wasser im Mund zusammen, wenn ich davon erzähle. Das Fleisch und die Würste wurden uns samt Holzkohlegrill auf den Tisch gestellt.
Am nächsten Morgen hieß es dann Abschied nehmen, da Jonas und Birgit nach Santiago de Chile weiterfuhren und wir über die Grenze nach Argentinien wollten. Es war echt eine schöne Zeit mit euch beiden. Wir freuen uns schon auf unser Alpenrevival nächstes Jahr ;-)

Montag, 18. Oktober 2010

Bolivien – Salar de Uyuni (28.09.10 – 01.10.10)

Endlich hatten wir mal wieder eine Nacht in einem richtigen Bett geschlafen, bzw. überhaupt geschlafen (was mich betrifft). Schon fühlten wir uns am nächsten Tag wieder bereit für neue Abenteuer. Eigentlich hatten wir vorgehabt 2 Nächte in La Paz zu bleiben aber wir kamen uns schon wieder so fit vor und voller Tatendrang, dass wir kurzerhand umplanten. Einen Tag früher zu gehen hatte auch den Vorteil, dass wir die 3 Tagestour durch die Salzwüste von Uyuni zusammen mit Birgit und Jonas machen konnten. Wir mussten nur noch eine Wäscherei finden, die unsere Wäsche innerhalb von ein paar Stunden fix und fertig gewaschen und getrocknet hatte, was überraschenderweise gar nicht so einfach war. Nachdem wir ausgecheckt hatten gingen wir zu viert ganz lecker Indisch essen und danach zur Post, da Jonas und Birgit ein Packet nach Deutschland schicken wollten. In der Post verbrachten wir dann den halben Nachmittag. Ihr könnt euch nicht vorstellen was es für ein Aufstand war, bis dieses Paket endlich seinen Weg nach Deutschland fand. Da Stefan und ich eh nichts besseres zu tun hatten betrachteten wir das ganze als Komödie und verfolgten interessiert das Schauspiel. Als das Paket zum Schluss von einer eigens dafür abgestellten Dame auch noch von Hand mit Nadel und Faden in einen Jutesack eingenäht wurde konnten wir echt nicht mehr.
Um 21 Uhr fuhr unser Nachtbus nach Uyuni. Es war ziemlich kalt. Morgens waren sogar die Fenster vereist. Noch dazu kam man sich vor wie in einer Wäscheschleuder, da es aufgrund der schlechten Straße so unglaublich stark ruckelte. Natürlich holte uns morgens in Uyuni die Agentur nicht wie versprochen vom Busbahnhof ab, wir mussten unseren Weg selbst finden. Da die Tour erst um halb 11 losging suchten wir uns einen netten Platz zum Frühstücken. Jonas und ich bestellten Spiegeleier mit Speck und bekamen doch tatsächlich jeder 5!!! Eier! Dafür bekam ich keinen Orangensaft, der zwar extra auf der Karte stand, aber nur an Stefan und Birgit serviert wurde, da die ein Frühstückspaket bestellt hatten. (Als Erklärung hat der Kellner nur gemeint, dass die Maschine kaputt wäre. Häh????) Um 9 Uhr öffnete die Zollstation und wir bekamen ganz einfach und problemlos unsere Ausreisestempel aus Bolivien auf in drei Tagen datiert in den Pass gedrückt.
P1010878 Mit von der Partie in den nächsten 3 Tage sollte noch ein irisches Pärchen sein, mit denen wir uns auch auf Anhieb gut verstanden. Die Abfahrt zog sich etwas in die Länge und der Fahrer brachte doch tatsächlich seine kleine Tochter mit, die für uns kochen sollte. Wir waren davon nicht begeistert, da das Mädchen besser eine Schule besuchen hätte sollen aber vielleicht waren ja Ferien. Auf jeden Fall schien die Kleine zum ersten Mal dabei zu sein. Unser erster Stopp war bei einem alten Lokomotivfriedhof, mitten in der Wüste. Wir waren richtig erschüttert, wieviel Müll (sprich Plastiktüten) in der Wüste herumlagen. Was für ein Anblick, Plastiktüten soweit das Auge reicht. Dafür bezahlen wir Touristen also Geld. :-(
IMG_0186 Weiter ging es zur eigentlichen Attraktion: Salar de Uyuni, mit mehr als 10.000 km² der größte Salzsee der Welt. Die Salzmenge des Salar de Uyuni wird auf ungefähr 10 Milliarden Tonnen geschätzt. Jährlich werden davon etwa 25.000 Tonnen abgebaut und in die Städte transportiert. Inmitten dieses riesigen nichts aus Salz zu stehen war schon unglaublich. Alles weiß bis an den Horizont, man musste eine Sonnenbrille tragen, denn es war viel zu Hell fürs bloße Auge. Wir hatten einen riesen Spaß beim Fotografieren und machten einige lustige Bilder. Nachmittags besuchten wir noch die Kakteeninsel, Incahuasi, die für ihre vielen bis ca. 20 m hohen und teilweise mehr als 1.200 Jahre alten Säulenkakteen bekannt ist. Wir übernachteten am Rand des Salzsees in einem Hotel, das ganz aus Salz gebaut war. Wände aus Salz, Tische und Stühle und sogar die Betten aus Salz. Wir werden wohl nie das Gesicht unseres Fahrers vergessen, als Jonas beim Abendessen um etwas Salz bat. ;-)
Am nächsten Tag ging die Fahrt im Jeep weiter. Während der drei Tage hatten wir eine beträchtliche Strecke zurückzulegen und verbrachten deshalb die meiste Zeit im Auto. Nach den vielen Wandertagen hatten wir uns darauf echt gefreut aber jetzt freuten wir uns schon wieder über jede Möglichkeit der Bewegung. Wir bekamen wunderschöne farbige Lagunen zu sehen, teilweise mit 100erten von Flamingos darin. Ein einzigartiges Bild, das man so wohl nirgends auf der Welt mehr erleben kann.
In dieser Nacht schliefen wir zu 6. in einem Zimmer. Es wurde noch kälter als am Vortag. Abends saßen wir mit einer anderen Gruppe zusammen am Ofen und tauschten Geschichten aus. Da wir wussten, dass es am nächsten Morgen sehr früh rausgehen sollte legten wir uns irgendwann pflichtbewusst ins Bett. Wenn wir gewusst hätten, dass unser Fahrer dies keinesfalls tat sondern im Gegenteil munter dem Alkohol frönte hätten wir das lieber auch gelassen. Morgens um 4 Uhr standen wir alle auf und packten unsere Sachen und als wir um halb 5 mit Sack und Pack am Auto standen, war weit und breit kein Fahrer zu sehen. Nach ein paar Minuten kam er aus seinem Zimmer getorkelt und signalisierte uns, dass es bald los ginge. So fuhren wir also kurze Zeit später mit einem stockbetrunkenen Fahrer durch die nächtliche Wüste. Die Stimmung war am Boden. Viel Freude an den Geysiren hatten wir darum nicht. Außerdem war es bitterkalt.
P1060833 Als wir endlich bei den heißen Quellen ankamen und aus dem Auto aussteigen durften waren wir alle erleichtert. Es kostete reichlich Überwindung, sich in der Kälte in die Badeklamotten zu werfen, war man dann aber im Pool mit dem schönen warmen Wasser, so war die Entschädigung groß. Während außenherum die Wasserpfützen gefroren waren, genossen wir die Wärme sichtlich. Nach dem Bad und einem Frühstück mussten wir jedoch wieder zu unserem Fahrer ins Auto steigen. Als wir mitten auf dem Weg einen Platten hatten und er den Reifen wechseln musste schien er kurzzeitig wieder etwas fitter, doch dies hielt nicht lange an. Wir mussten ihn tatsächlich mehrere Male während des Fahrens anstupsen, da ihm die Augen zufielen. Wie wir später hörten sind betrunkene Fahrer auf den Touren in Uyuni nicht unüblich. Wir waren auf jeden Fall froh, dass wir ihn loshatten als wir an der Grenze zu Chile ankamen.

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Bolivien – 6 Tage Trekking und Huayna Potosi 6088m!!!!!!! (22.09.10 – 27.09.10)

Wenn ich jetzt über unsere Trekking Tour schreibe werde ich schon wieder wehmütig. Es war echt eine tolle Zeit!
Bei einem letzten gemeinsamen Frühstück verabschiedeten wir uns von Sandra (die in La Paz auf Mareike warten würde) und wurden dann (wieder zu früh) von unserem Guide David abgeholt. Die Fahrt ging bis nach Tuni, einem abgeschiedenen Ort, der vielleicht aus 5 Häusern bestand. Das schwere Gepäck und die Zelte wurde auf die Esel verladen und wir begannen unsere Wanderung. Die Landschaft war wirklich toll. Viel schöner noch als wir erwartet hatten. Schon nach einer Stunde machten wir die erste Rast und aßen Brot, Avocados, Tomaten und Bananen. Mhhh.
P1010675 Nach weiteren 2h erreichten wir unser Camp für die heutige Nacht. Umringt von Bergen und direkt an einem See. Einfach herrlich. Während zwei unserer Begleiter (wir hatten insgesamt 2 Guides + einen Koch) die Zelte aufbauten und das Abendessen zubereiteten, bestiegen wir am Nachmittag noch den Picco Austria (5350m). Es war wirklich sehr anstrengend kann ich euch sagen. Vor allem in der Höhe. Birgit und Jonas unsere beiden fitten Bergexperten liefen natürlich vorne raus aber wir anderen haben auch gut mitgehalten. Die Höhenluft ist schon tückisch. Teilweise meinte man gleich zu ersticken und atmete wie ein Walross aber nur 5 Sekunden stehenbleiben normalisierten den Atem wieder und man kam sich vor, als wäre nichts gewesen. Die Guides meinten, dass es bis zum Gipfel 3-4 h wären. Nach nur 2 h 20 min kamen wir oben an und waren überglücklich. Für uns alle war dies der bisher höchste Punkt, auf den wir je gestiegen waren. Die Aussicht war fantastisch und wir freuten uns tierisch.
Wieder zurück im Camp bezogen wir unsere Zelte und dann gab es Coca Tee und Abendessen. Danach bestaunten wir noch ein wenig die Sterne und das Bergpanorama um den See im Vollmondlicht. Leider wurde es uns zu schnell viel zu kalt und wir zogen uns in die Zelte zurück. In der Nacht konnte ich nicht richtig schlafen. Unsere Matten waren so dünn wie Zeitungspapier und unter den Zelten war alles voller Steine. Womöglich war es auch die Höhe, die mir eine schlaflose Nacht bereitete oder das späte Essen oder der Coca Tee. Stefan hatte schon mehr Glück, er schlief wie ein Stein.
P1010699 Am nächsten Morgen wurden wir früh geweckt. Wir packten unsere 7 Sachen, frühstückten kurz und schon ging die Tour weiter. Obwohl die Strecke teilweise sehr anstrengend war, hatten wir alle einen riesen Spaß, freuten uns über die vielen Lamas und Alpakas und das Bergpanorama war einfach atemberaubend schön. Fast während der ganzen Zeit hatten wir dabei auch immer den Huayna Potosi im Blick, der Stefan und mir sehr sehr viel zum Grübeln gab. Zum Mittagessen machen wir an einem See Rast und dösten dann auch noch ein bisschen in der Sonne im Gras. Puhhh war das anstrengend als wir danach wieder losliefen. Wir mussten erst mal wieder unseren Rhythmus finden und den Atem kontrollieren. Auch an diesem Tag ging es über einen 5000er Pass. Obwohl es abends im Camp noch kälter war als am Tag zuvor, ließen wir uns dieses mal nicht so schnell in die Zelte vertreiben. Wir quatschten noch ein wenig und dann artete das ganze in eine regelrechte Fotosession aus und wir fotografierten alle die beleuchteten Zelte. Auch in dieser Nacht schlief ich kaum.
Trotz all dem Schlafmangel war ich tagsüber zum Glück nicht müde. Leider war nur schon unser letzter Wandertag angebrochen. Wieder ging es über einen 5000er Pass und wir näherten uns dem gewaltigen Huayna Potosi. Als wir im Base Camp des Berges ankamen mussten wir uns nun auch noch von Mareike verabschieden. (Wir sehen uns in Karlsruhe Mädels!) Stefan und ich hatten also tatsächlich beschlossen, dass wir die Besteigung des Potosi versuchen wollten. So ganz sicher waren wir uns ja nicht bei der Sache.
Nun ja den Rest des Tages hatten wir erst mal nichts zu tun und lümmelten im eigentlich recht netten Matratzenlager des Base Camps herum, quatschten und lasen. Wir wussten, dass im Moment auf dem Highcamp ein Filmteam war, die einen Werbespot für irgendeinen Energie-Trink oder ähnliches machten. Mitten in der Nacht um ca. 2 Uhr wurde dann plötzlich eine junge Frau mit viel Hektik ins Matratzenlagergebracht und sofort an die Sauerstoffflasche gehängt. Höhenkrankheit!!! Na super, das macht ja Mut. Der jungen Dame ging es am nächsten Tag zum Glück etwas besser und sie wurde nach La Paz gebracht. Wir wussten, dass wir durch unsere 3 Tage Wandern besser akklimatisiert waren als das Filmteam aber mein Muffensausen stieg trotzdem. Zumal wir ja nicht nur aufs Highcamp wollten, sondern NEIN gleich bis oben auf die Spitze des Bergs hinauf.
P1010778Am nächsten Morgen erkundeten wir ein bisschen die Umgebung. Am Mittag traf Andres ein, der Guide der Stefan und mich begleiten sollte. Da sie bereits Erfahrung im Eisklettern hatten, brachen Birgit und Jonas an diesem Tag schon zum Highcamp auf. Joanna, Stefan und ich begaben uns mit unseren zwei Guides und der ganzen Ausrüstung zum Gletscher und übten das Laufen in den Steigeisen und die Verwendung des Eispickels. Der Nebel war so dicht, dass man keine 8m weit schauen konnte.  Am Ende sollten wir dann eine ca. 10m hohe Steilwand hochklettern. Stefan machte seine Sache recht gut und war ziemlich fix oben. Wir beiden Mädels hatten da schon mehr Schwierigkeiten. Ich hatte einfach keine Kraft mehr im linken Arm und bekam den linken Eispickel nicht ins Eis. Er drehte sich ständig in meiner Hand. Erst als ich den großen linken Handschuh auszog und nur mit meinem Wollhandschuh vorlieb nahm wurde es besser. Ich schaffte es tatsächlich auch nach oben. Trotzdem war der Respekt vor unserem Vorhaben nun noch größer. Sollten wir das wirklich machen? Zurück gings zum Basecamp und dort ließen wir uns erst mal in die Schlafsäcke fallen, denn wir waren alle drei ziemlich KO.
P1010812 Am nächsten Morgen nach dem Frühstück wanderten wir los mit unserer ganzen Ausrüstung und den großen Rucksäcken zum Highcamp. Die erste Hälfte des Weges war zwar anstrengend aber problemlos. Die zweite Hälfte bestand hauptsächlich aus so genannten Moränen, großen Felsbrocken die lose aufeinander liegen, was die Sache schon schwieriger machte. Mit dem Gewicht des großen Rucksacks war es teilweise echt kompliziert, das Gleichgewicht zu halten. Oben angekommen trafen wir auf Jonas und Birgit. Die Glücklichen hatten das Abenteuer bereits hinter sich und waren schon stolze Gipfelstürmer. Das Highcamp lag auf 5130 m und war leider nicht ganz so gemütlich wie das Basecamp. Den restlichen Tag sprachen wir nicht wirklich viel. Jeder war in seine Gedanken vertieft. Stefan und ich versuchten ein wenig zu Schlafen, was uns aber nicht gelang. Gegen 18 Uhr gab es Abendessen und nach einer kurzen Lagebesprechung legten wir uns erneut in die Schlafsäcke und versuchen unser Bestes. Stefan gelang es sogar eine halbe Stunde zu schlafen.
Um Mitternacht hieß es Aufstehen und Packen. Die Ausrüstung musste angelegt werden und dann gab es noch Coca Tee und ein paar Kekse zur Stärkung. Erstaunlicherweise hatte ich sogar Hunger. Wir hatten uns einfach gesagt: “Kopf ausschalten und machen”. Urplötzlich wurde unser Guide ganz hektisch und meinte es wäre schon 1:30 Uhr und wir wären schon so spät und dann hasteten wir ziemlich überstürzt zum Camp hinaus und an den Rand des Gletschers. Hurtig mussten wir die Steigeisen anziehen, wurden aneinander geleint und schon gings los. Viel zu schnell und hektisch für meine Verhältnisse. Ich war unsicher, stand unter Druck und hatte Angst abzurutschen. Zum Glück spielte sich das ganze relativ schnell ein. Der Guide strahlte wieder Ruhe aus und uns ging es auch gut. Schritt für Schritt kämpften wir uns den Gletscher nach oben. Einzig unsere Stirnlampen leuchteten uns den Weg. Nach ca. einer Stunde konnte man links am Horizont das Lichtermeer von El Alto (La Paz) ausmachen. Einfach unglaublich schön. Man steht auf einem Berg, so hoch wie noch nie im Leben, mitten in der Nacht, um einen herum nur Gletschereis und man schaut hinunter auf ein wahnsinniges Lichtermeer am Horizont. Wir marschierten weiter und es war hart, richtig hart. Einfach nur ein Fuß vor den anderen, Aufgeben war keine Option. Als wir gerade auf einem schmalen Grad liefen, setzte plötzlich richtig starker Wind ein. Wir bekamen keine Luft und hatten Mühe uns auf den Beinen zu halten. Zum Glück hatten wir den Eispickel, mit dem wir uns festhalten konnten. Aber es half alles nichts, wir mussten weiter bergauf. Uns war auch klar das wir das schlimmste bei weitem noch nicht hinter uns hatten, im Gegenteil. Es kamen noch Gletscherbrücken und Gletscherspalten, über die wir teilweise springen mussten, was eine wirkliche Überwindung war. P1060505 Den Sonnenaufgang dort oben zu erleben war einfach nur fantastisch. Der ganze Horizont färbte sich rot und wir sahen zum ersten mal richtig den wunderschönen Gletscher, mit dem wir bis dahin schon einige Stunden gekämpft hatten. Absolut unbeschreiblich. Aber wir mussten unseren Blick wieder abwenden und unsere Sinne wieder auf das Ziel konzentrieren, den Gipfel. Auf einmal schien er tatsächlich erreichbar. Vorher war alles darauf konzentriert es einfach nur zu versuchen, jetzt schien es wirklich möglich. Meine Euphorie wurde sogleich wieder gebremst. Vor uns lag eine Gletscherspalte und direkt dahinter, daneben (wie auch immer) eine steile Wand, die zwar nicht sehr hoch war, die mir aber angesichts des schon eingetretenen Erschöpfungszustandes unbezwingbar erschien. Irgendwie scheinen wir es aber doch geschafft zu haben. Auf Nachfragen erfuhren wir dann, dass wir bereits über 6000 Höhenmeter erreicht hatten. Ihr könnt euch nicht vorstellen wie stolz wir waren. UND noch viel spannender: Von hier aus konnten wir unser Ziel sehen. Die letzte Etappe bis zum Gipfel. Für mich war klar, bis hierher und nicht weiter. Nie hätte ich gedacht, dass wir es überhaupt so weit schaffen. Die letzte Etappe war die schwierigste und ich hatte keinerlei Kraft mehr. Ich fühlte mich super. Der Gipfel war doch da, ich sah ihn, ich musste nicht unbedingt oben stehen, um mich als Sieger zu fühlen. Ich würde hier auf Stefan und Andres (unseren Guide) warten und …. Naja so richtig glaubte ich selber nicht dran und Stefan holte mich mit einem bestimmenden “Du gehst da jetzt hoch!!!” wieder in die Realität zurück.
P1010850 Das letzte Stück war ein schmaler Grat, rechts und links ging es fast senkrecht nach unten. Hinzu kam, dass das ziemlich steile Stück nicht nur aus Eis sondern aus einer Mischung zwischen Eis und Felsen bestand, auf dem das Klettern mit den Steigeisen wesentlich erschwert wurde. Ich war in dem Moment so erschöpft, dass ich mir nicht mal vorstellen konnte den kleinen Finger zu heben. Also wie sollte ich da rauf. Es half wieder mal nichts: “Kopf ausschalten und machen. Aufgeben war ja keine Option”. Meter für Meter kämpften wir uns so hoch. Und irgendwann – wir konnten es kaum glauben – standen wir auf dem Gipfel. 6088m verdammt!!!! Das glaubt uns niemand, am wenigsten wir selbst. Hatten wir es wirklich hier hoch geschafft. JA, wir hatten. Die Erschöpfung war jetzt völlig der Euphorie gewichen. Joanna kam mit ihrem Guide kurz nach uns an und wir machten viele Fotos und freuten uns wie die Schneekönige (im wahrsten Sinne des Wortes!). Es war erst 7 Uhr morgens. Somit hatten wir nur 5,5 h hier hoch gebraucht. Wow.
Jetzt sollte das angenehme Stück kommen. Der Abstieg im Hellen. Jonas und Birgit meinten, dass man das Bergpanorama beim Abstieg erst so richtig genießen kann. Leider gingen wir keine 5m und ich verhakte meine beiden Steigeisen ineinander und das auf dem Felsen am Grat. Ich machte eine Rolle vorwärts und knallte mit Knien und Kopf an den Felsen. Glücklicherweise hatte ich einen Helm auf. Das Knie machte da schon mehr Probleme. Ich hatte Schmerzen und konnte ca. 5 min nicht auftreten. Außerdem wurde mir schlecht, wahrscheinlich weil der Kreislauf zusammensackte. P1010870 Kurz zusammengefasst, der Abstieg war schrecklich. Wir konnten nur langsam laufen, weil mir die ganze Zeit schlecht war, ich Kopfschmerzen hatte und mir mein Knie höllisch weh tat. Stefan wäre verständlicherweise gern schneller gelaufen, da wir einen heißen Tee und eine Sitzgelegenheit mehr als nötig hatten. 3h brauchten wir für den Abstieg. Der Tee tat dann richtig gut. Ca. eine Stunde konnten wir ausruhen, dann mussten wir wieder mit dem große Rucksack zum Basecamp absteigen. Ich lies vorsichtshalber den Helm an. Vom Basecamp aus ging es direkt nach La Paz zurück, wo wir uns leider von Joanna verabschieden mussten. Als wir im Hostel ankamen war gerade Stromausfall und so mussten wir eine Weile warten, bis man unser reserviertes Zimmer herausgefunden hatte. Dort angekommen wurde erstmal geduscht (nach 6 Tagen!!!!). Dass es aufgrund des Stromausfalls (warum auch immer) nur kochend heißes Wasser gab, blieb dabei ungeachtet. Und tatsächlich, nach der heißen Dusche war es mir auch nicht mehr schlecht. Weil wir absolut keine Lust hatten noch eine Schritt vor die Tür zu gehen, bestellten wir uns Pizza ins Hostel. Das hatten wir uns auch wirklich verdient. Abends gabs ein freudiges Wiedersehen mit Jonas und Birgit in der Hostelbar und wir ließen den Abend mit unseren Geschichten vom Berg  und einem kühlen Bierausklingen.

Dienstag, 12. Oktober 2010

Bolivien – La Paz und Death Road (17.09.10 – 21.09.10)

In und um La Paz verbrachten wir eine super Zeit, wie ihr in den nächsten Berichten lesen werdet. Schade irgendwie, dass wir Bolivien schon wieder verlassen müssen. Es sind immer die Länder von denen man es am wenigsten erwartet, in denen wir am Ende die beste Zeit verbringen. In Zentralamerika war es mit Nicaragua genauso.
Auf der Fahrt nach La Paz mussten wir mit einer Fähre den Titicacasee überqueren. Dazu sollten wir alle den Bus verlassen, denn Bus und Personen wurden getrennt verschifft.IMG_9879 Die Personenfähre entpuppte sich als ein kleines Boot, in das wir gepfercht wurden und die Busfähre naja wie soll ich sagen: Auch ein kleines Boot. Wir waren alle heilfroh, dass wir nicht im Bus saßen, denn die Angelegenheit war mehr als wackelig. Aber lustig war es auf jeden Fall mit anzusehen, wie all die Busse in den kleinen Booten über den See schaukelten.
Als wir uns La Paz von oben (El Alto) mit dem Bus näherten, verschlug es uns den Atem. Durch den ganzen Bus ging ein Raunen, denn auf einmal wurde der Blick frei und die Stadt erstreckt sich über das Tal und an den Hängen hinauf soweit das Auge reicht.
Das Hostel “Adventure Brew” in das wir einzogen ist nicht gerade das billigste aber hier lohnte sich die Investition auf alle Fälle. Große saubere Zimmer inklusive tollem Frühstück und einer Bar auf der Dachetage. Da im Hostel selbst gebraut wurde gab es auch noch jeden Abend ein Freibier. Gleich am ersten Abend lernten wir Birgit und Jonas aus München kennen und verbrachten mit Ihnen und einem Engländer einen langen Abend mit (zu) viel Bier.
Den ersten Tag in La Paz ließen wir somit ganz langsam angehen, kümmerten uns um unsere Wäsche, lasen etc. Wir genossen es einfach mal ein richtig tolles Hostel und ein richtig tolles Zimmer zu haben. Da an diesem Tag das Oktoberfest in München begann, gab es natürlich auch im Hostel eine zünftige Oktoberfest Woche. Der Barkeeper beauftragte uns “Ein Prosit der Gemütlichkeit” in Lautschrift aufzuschreiben und danach sangen wir doch tatsächlich mitten in Bolivien mit Jonas und Birgit auf urbayrisch und bekamen dafür ein Freibier spendiert.
Mittlerweile waren einige Sachen angefallen, die besorgt werden mussten, u.a. MP3-Player (da unsere Handys ja geklaut wurden), Socken, Mützen etc. Als wir am nächsten Tag durch La Paz zogen, das eigentlich ein einziger Bazar ist, wurden wir trotzdem nicht bei allem fündig. Witzigerweise findet man die verschiedenen Gegenstände auf Straßen konzentriert. So gab es zum Beispiel eine Straße nur mit Socken und Strumpfhosen oder eine Straße nur mit Lampen oder eine Straße nur mit Kloschüsseln (kein scheiß!). Um die Handys und MP3 Player Straße zu finden, investierten wir viel Zeit und letztendlich stellte sich heraus, dass ein Großteil hier mit Sicherheit geklaut oder einfach nur gebraucht war aber man (zumindest von uns) die Preise für Neuware in Deutschland verlangte. Nein danke, übers Ohr wollten wir uns auch nicht hauen lassen.
Es gibt den sogenannten Hexenmarkt in La Paz, auf dem man zum Beispiel getrocknete Lamaföten kaufen konnte, die die Einheimischen unter neu gebauten Häusern verbrennen, was Glück bringen soll. Wir kauften eine andere Rarität, die wir auch schon in Peru ausprobiert hatten: Coca Blätter. Bevor jetzt einige von euch meinen wir sind unter die Drogendealer gegangen. Coca Blätter sind harmlos und hier vollkommen legal. Mit heißem Wasser übergossen als Coca Tee ein sehr leckeres und aromatisches Heißgetränk. Dem Coca wird nachgesagt, dass es einen unempfindlicher gegen Kälte und Hunger machen soll und dass man mehr arbeiten kann. Alles in allem aber in so geringer Wirkung, dass man es vielleicht mit unserem Kaffee (Koffein) vergleichen kann. Interessanter ist da schon die bessere Anpassungsfähigkeit an die Höhe, denn La Paz liegt schon auf 3800 m und in der Umgebung gibt es noch wesentlich höhere Bergdörfer. Coca Blätter sind in anderen Ländern (wie z. B. Deutschland) verboten, weil man daraus theoretisch Kokain herstellen kann. Allerdings liegt dahinter nicht nur ein komplizierter chemischer Prozess sondern benötigt man auch für ein 1 Gramm Kokain knapp 400 kg Coca Blätter. In den Andenländern kann man sogar ganz normale Teebeutel mit Coca kaufen, die man natürlich auch nicht nach Deutschland einführen darf, weil sie unter das Drogengesetz fallen.
Am Abend kamen Sandra und Mareike in La Paz an, für die wir ein Zimmer reserviert hatten. Leider hatten sich die beiden an ihrem letzten Tag in Copacabana Magenprobleme eingefangen. Trotzdem verbrachten wir noch einen netten Abend mit unserer immer mehr wachsenden deutschen Gemeinde im Brauhostel.
Am nächsten Tag war es dann soweit. Wir wollten die Death Road oder “The Worlds Most Dangerous Road” mit dem Fahrrad herunterfahren. Den Namen hat die Straße nicht zu unrecht, denn im Jahr stürzten durchschnittlich 26 Fahrzeuge die Klippen hinunter, die meisten davon vollbesetze Busse. Die Straße ist nur ca 3,2m breit (mit Gegenverkehr) und an den Rändern geht es teilweise 600 m ungeschützt nach unten. Bis ins Jahr 2007 war dies die Hauptverkehrsstraße für alle Dörfer der Gegend. Nachdem aber zu viel passierte, wurde 2007 endlich eine neue, breitere Ausweichstraße gebaut und die Situation somit entschärft. Heute fahren nur noch die verrückten Touristen mit dem Fahrrad und vereinzelte andere Fahrzeuge auf der alten Schotterstraße. Bei Kamikaze-Fahrradfahren oder überängstlichen unsicheren Fahrern kam es leider auch noch in den letzten Jahren zu Unfällen, deshalb hatte ich auch ein bisschen Muffensausen, aber letztendlich war die Abfahrt nicht wirklich schlimm. Death Road 2010 09 20 Photo (26) Dafür wurden wir mit grandiosen Ausblicken belohnt. Einfach unglaublich, oben auf dem Berg lag teilweise noch Schnee und es war bitterkalt. Wir fuhren insgesamt 64 km und 3600 Höhenmeter nach unten und befanden uns dann in einer ganz anderen Klimazone. Die Strecke führte dabei durch kleine Bäche und unter Wasserfällen hindurch und wir hielten immer mal wieder an und genossen die grandiose Aussicht. Lustigerweise kam an diesem Tag in der Agentur, in der wir gebucht hatten, keine Gruppe zusammen und so waren Stefan und ich alleine mit 2 Guides + einem Fahrer. Die 2 Guides hatten wir auch nur, weil Stefan sich für den Anfang der Strecke eine etwas schwierigere Route durchs Gelände ausgesucht hatte während ich die normale Death Road (die am Anfang noch betoniert ist) fuhr. Als wir uns nach dem ersten Drittel wieder trafen habe ich noch nie zwei Leute so grinsen sehen wir Stefan inkl. dem Guide. Ich bin mir sicher, dass Stefan auf unserer Reise noch den ein oder anderen Mountainbike Trail fährt, so viel Spaß wie er daran hatte. Am Ende bekamen wir in einem tollen Hotel ein leckeres Steak und konnten dort auch in den Pool springen, denn hier herrschten wirklich tropische Verhältnisse.
Beim Zurückfahren erzählten wir gerade dem Guide dass wir 2 Mädels aus unserer Heimatstadt ständig überall getroffen hatten, da laufen Mareike und Sandra mitten in La Paz wieder draußen auf der Straße vorbei. Echt der Hammer. Naja auf jeden Fall traf sich das sehr gut, da wir uns eh noch nach einer gemeinsamen Trekkingtour mit Mareike umschauen wollten. Das machten wir dann auch und buchten 3 Tage Wandern in und um den Tuni See. Mit von der Partie sollte noch ein polnisches Mädel sein, die wie dann auch kennenlernten und die sehr nett schien. Joanna hatte im Anschluss an die 3 Tage noch eine weitere 3 Tagestour gebucht und zwar die Besteigung des Huayna Potosi (6088m). Wir hatten natürlich vorher schon davon gehört und beschlossen, dass das ungefähr 3 Nummern zu hoch für uns wäre. Jetzt kam Stefan allerdings schon ins grübeln, ob wir nicht doch einen kleinen Versuch wagen könnten.
An unserem vorerst letzten Tag in La Paz frühstückten wir alle noch einmal gemeinsam und ausgiebig und dann zogen Stefan und ich mit Mareike und Sandra durch die Stadt und kauften Schokolade, dicke Mützen und Socken fürs Trekking ein. Das Packen zog sich ewig hin, denn wir hatten uns tatsächlich die Option auf den Huayna Potosi offengelassen und so packten wir einen großen Rucksack mit Wandersachen für uns beide. Der zweite große Rucksack musste leer mit auf den Esel, denn den würden wir evtl. noch benötigen. Beide kleine Rucksäcke wurden als Tagesrucksäcke umfunktioniert und die Sachen die wir gar nicht brauchten verstauten wir in einem Jutesack im Hostel. Als wir um 18 Uhr in der Agentur unser Briefing für den Trekk hatten staunten wir nicht schlecht als auch noch Birgit und Jonas um die Ecke bogen. Sie hatten kurzfristig mitgebucht. Wie cool, wir freuten uns alle schon riesig auf die Tour. Eine tolle Truppe.

Sonntag, 10. Oktober 2010

Peru/Bolivien – Titicacasee (14.09.10 – 17.09.10)

Um 7 Uhr fuhr unser Bus nach Puno an den Titicacasee, Südamerikas  größtem See. Mit einer Fläche von 8.288 Quadratkilometern ist er etwa 15 Mal so groß wie der Bodensee. Er befindet sich auf dem Altiplano, der Hochebene der Anden auf einer Höhe von 3.810m über dem Meeresspiegel.
IMG_9721 Wir hatten einen speziellen Touristenbus mit Guide gebucht und stiegen mehrere Male unterwegs aus, um eine Kirche, Ruinen oder ähnliches zu besichtigen. Somit war die Fahrt sehr kurzweilig und wir kamen abends gutgelaunt in Puno an, verbrachten dort eine Nacht und fuhren dann am nächsten Morgen weiter nach Bolivien. An der Grenze ging alles ganz schnell und der Zöllner war sogar witzig und trieb seine Späße mit uns. Auch das Städtchen Copacabana auf der bolivischen Seite des Titicacasees machte einen netten Eindruck. Viele gemütliche Cafés und eine entspannte Atmosphäre. Wir stiegen auf den Cerro Calvario und hatten von dort einen wunderbaren Blick über den Titicacasee bis zur Isla del Sol. Wir kauften leckeres Vesper für den nächsten Tag auf dem Markt ein und obwohl Bolivien sehr billig ist hatten wir dann nicht mehr viel Geld übrig, denn in Copacabana gibt es leider keinen Bankautomaten. 
Am nächsten Tag ging es auf die Isla del Sol und wir hatten nur unseren Proviant im Gepäck und die 30 Bolivianos pro Person, von denen wir wussten, dass wir sie für den Wegezoll auf der Insel brauchen würden. Kein Wölkchen zeigte sich am Himmel, der mit dem Blau des Sees um die Wette strahlte. Wir hatten uns einen fantastischen Tag ausgesucht, um vom Norden der Insel in den Süden zu wandern. Beim zweiteIMG_9842n Wegezoll wollten die uns doch tatsächlich übers Ohr hauen und den dreifachen Preis verlangen. Da wir aber nicht mehr dabeihatten konnten wir auch nicht mehr bezahlen und auf einmal kamen die Tickets mit dem richtigen Betrag zum Vorschein. Wieder zurück auf dem Boot erfuhren wir, dass alle anderen den überteuerten Preis bezahlt hatten. Abends aßen wir direkt am See leckeren Fisch und sahen dabei dem Sonnenuntergang zu.
Am nächsten Morgen schliefen wir aus und als ich gerade unter der Dusche stand, klopfte es an der Tür. Was für eine Überraschung, Mareike und Sandra standen vor uns und wollten uns zum Frühstück abholen. Somit ließen wir es uns wieder mal gut gehen, tranken Kaffee, saßen in der Sonne und klönten, bis Stefan und ich mit dem Bus um halb 2 mittags nach La Paz abfahren mussten.

Donnerstag, 7. Oktober 2010

Peru – Cusco und Machu Picchu (10.09.10 – 14.09.10)

Gemeinsam mit Sandra und Mareike suchten wir uns nach der Ankunft in Cusco erst mal ein schönes Hostel und gingen dann gaaaaaanz gemütlich frühstücken und quatschen. Was man sich als alte Karlsruher (und Pforzheimer ok) nicht alles zu erzählen hat. ;-)
IMG_9475 Danach legte sich Stefan ins Bett, da er leider ein bisschen kränkelte. Außer abends mit den Mädels Cocktails trinken zu gehen machte ich auch nicht mehr viel an diesem Tag.
Der nächste Tag begann ebenfalls wieder mit einem ausgiebigen Frühstück zu viert. Stefan ging es schon besser. Er fühlte sich jedoch noch nicht fit genug, den geplanten 4tages-Trekk zum Machu Picchu mitmachen zu können. Also änderten wir unsere Pläne und buchten eine 2 Tagestour ohne Wanderung. Wir haben noch nie ein so unglaubliches Chaos von Touranbietern, Touren und Preisen erlebt wie hier in Cusco. Jeder erzählte uns etwas anderes und am Ende waren wir nicht nur verwirrt sondern auch tierisch schlecht gelaunt. Den Mädels erging es nicht anders. Um uns aufzumuntern starteten wir einen Stadtrundgang zu viert.  Ausgestattet mit drei Spiegelreflexkameras (wobei unsere noch das älteste Modell war) artete das Ganze zu einer regelrechten Paparazzi Tour aus. ;-) Aber wir lernten echt schöne Ecken von Cusco kennen. Die hügelige Stadt hat richtig schöne Aussichtspunkte.
IMG_9540Am nächsten Tag wurden wir eine halbe Stunde zu früh von der Reiseagentur abgeholt (sowas gibts normalerweise auch hier nicht) und fuhren mit Auto und Zug nach Aguas Calientes. Hier boomte es nur so von Touristen in allen Alterstufen, da das kleine Städtchen der Ausgangspunkt für einen Besuch der berühmten Ruinen von Machu Picchu ist. Trotzdem ist die Stadt mehr als hässlich und bedürfte wirklich mal einiger Renovierungsarbeiten. Vor allem die vielen Hängebrücken über den kleinen Fluss machten echt alles andere als einen vertrauenswürdigen Eindruck. Natürlich wurden wir nicht wie versprochen am Bahnhof abgeholt sondern mussten unser von der Agentur gebuchtes Hotel auf eigene Faust suchen. Der erste Eindruck dort war gar nicht mal so schlecht. Im Gegensatz zu den meisten Häusern war hier sogar die Fassade gestrichen. Nachdem wir eingecheckt hatten bummelten wir ein wenig durch die Straßen und gingen eine Kleinigkeit essen. Wieder zurück im Zimmer wollte Stefan sein Handy als Wecker stellen, da wir in der Nacht früh raus mussten. Aber böse Überraschung, das Handy war nicht an seinem Platz im Rucksack. Ich schaute auch schnell nach und auch meines war weg. Die Kopfhörer und alles waren noch da aber unsere beiden Handys waren geklaut. Aufgeregt liefen wir zur Rezeption und baten die Rezeptionistin die Polizei zu rufen. Jetzt ging der Ärger erst richtig los. Sie redete immer wieder auf uns ein, dass das nicht sein könne und dass sie die ganze Zeit da gewesen wäre (was sie definitiv nicht war) und nachdem ich ihr zum 5. Mal gesagt hatte, dass sie jetzt gefälligst die Polizei rufen sollte und dass die das dann klären würden, wurde sie laut und begann uns anzuschreien. Daraufhin lief ich ins Zimmer und kramte die Telefonnummer unserer Reiseagentur in Cusco heraus. Ich rief dort an und klagte unser Leid. Die Rezeptionistin war mittlerweile nicht mehr zu bremsen und schrie nur noch rum. Das ganze zog sich ewig und endete damit, dass Stefan selbst zur Polizeistation lief und mit den Polizisten zurückkam. Mittlerweile hatten wir auch schon festgestellt, dass sich die abgeschlossene Tür mit ein wenig Rütteln am Türknauf ganz einfach öffnen lies. Der Polizei blieb das natürlich auch nicht verborgen, genauso wie einige andere kleine Lügen und Ungereimtheiten, die die junge Dame uns und den Herren vorgaukelte. Stefan ging wieder mit zur Polizeiwache, um den Bericht aufzunehmen und ich musste mit unseren restlichen Sachen im Zimmer bleiben, da sich dieses ja nicht abschließen lies. Nachdem ich langsam schon anfing Panik zu bekommen kam er schließlich nach geschlagenen 2,5 h um kurz nach Mitternacht wieder zurück. An Schlafen war natürlich nicht zu denken.
Trotz allem mussten wir um 3:30 Uhr wieder Aufstehen und uns in die Schlange derer Einreihen, die versuchen wollten unter den ersten Leuten am Eingang zum Machu Picchu zu sein. Nur wenn man zu den ersten 400 in der Schlange gehört bekommt man einen Stempel auf sein Ticket, der einen berechtigt zu einer bestimmten Uhrzeit den P1010475 Wayna Picchu Berg hochzuklettern, von dem man eine grandiose Aussicht auf die Ruinen hat. Wir quälten uns also morgens um halb 5 über eine Stunde lang und ohne in der Nacht geschlafen zu haben im Laufschritt den Berg bis zum Eingang hoch. Oben angekommen waren wir fix und fertig, freuten uns jedoch über den Stempel. Ca. 1/4 Stunde später kamen aber auch schon die ersten Busse nach oben und auch die Leute in den Bussen konnten sich noch über Stempel freuen. Wenn wir das gewusst hätten. Wir waren nur froh, dass wir nicht zu denen gehört hatten, die versucht hatten hochzulaufen und dann nach den Bussen ankamen und keinen Stempel mehr bekommen hatten. Unter den Ersten betraten wir Machu Picchu im dunkeln und konnten erleben, wie die Sonne hinter den Bergen aufging. Das Panorama war schon enorm. Trotz allem war die Stimmung nach den Vorkommnissen der letzten Nacht irgendwie immer noch am Boden. Wir waren müde und konnten die gigantischen Ruinen leider nicht ganz so genießen. Um halb 9 begann unsere Führung, die leider etwas bescheiden war. Dass der Guide ein furchtbares Englisch sprach war eine Sache, dass er leider nichts sinnvolles erzählte eine andere. Als die Führung gegen 11 Uhr beendet war überlegten wir ernsthaft, ob IMG_9718 wir überhaupt noch den Wayna Picchu besteigen wollten, ein Bett wäre uns lieber gewesen. Der Abschlusssatz unseres Guides, dass man um den Berg zu besteigen, alles Sorgen hinter sich lassen müsste regte mich nur noch mehr auf. Zum Glück haben wir uns doch entschlossen hochzuklettern, denn von Meter zu Meter stieg unsere Stimmung. Die Landschaft war so spektakulär und die Aussicht so grandios und das Hochlaufen machte einfach nur Spaß und lies uns unseren ganzen Ärger vergessen.
Zurück nach Aguas Calientes nahmen wir den Bus. Für heute waren wir genug gelaufen. In einem Restaurant bestellten wir etwas zu Essen und als Stefans Burger kam kroch da eine schöne fette Made drüber. Wir verließen das Lokal ohne zu bezahlen unser Bedarf an bösen Überraschungen war gedeckt. Bevor wir mit dem Zug zurückfuhren verbrachten wir nochmal 3 h auf der Polizeistation, um ein detaillierteres Protokoll aufzunehmen. Der Bus, der uns von der Zugstation abholen und nach Cusco bringen sollte war zwar da hatte aber unsere Namen nicht auf der Liste. Zum Glück waren wir nicht die einzigen denen es so erging. Trotzdem entstand natürlich wieder ein riesen Chaos und wir mussten wieder streiten aber wir wurden mitgenommen. Um kurz nach Mitternacht fielen wir endlich in die Federn unseres vorgebuchten Hostels in Cusco. Nach viel zu kurzem Schlaf klopfte es morgens um 6 Uhr an die Tür des Hostels und Roxanna von der Reiseagentur kam vorbei und lies sich die Geschichte mit den Handys nochmals von uns erzählen. Dass wir keine Rückerstattung bekommen würden war uns klar, dass sie jedoch vorbeikam sich dafür interessierte und sich auch entschuldigte fanden wir gut.

Sonntag, 3. Oktober 2010

Peru – Arequipa und Colca Canyon (06.09.10 – 09.09.10)

Morgens früh wurden wir in der Busstation von Arequipa von einem Mann angesprochen. Er fragte, ob wir uns ein Taxi teilen wollten. Wir waren misstrauisch. Dann erzählte er uns, dass er ein Hostel habe und wir es uns mal anschauen könnten. Er bezahlte die Taxifahrt dorthin. Wir waren immer noch misstrauisch, gingen aber mit. Das Hostel entpuppte sich als sehr schön und die Besitzer waren sehr bemüht. Bei der empfohlenen Reiseagentur buchten wir auch gleich noch eine 2 Tagestour zum Colca Canyon. Aber erst für übermorgen; den nächsten Tag wollten wir erst mal ausschlafen nach 3 Nächten im Bus. Das tat gut. Danach checkten wir unsere E-Mails, telefonierten, sortierten unsere Sachen und ließen unsere Wäsche waschen. Gegen Mittag machten wir uns auf, die Stadt zu erkunden. Arequipa ist wirklich hübsch. Die Kathedrale und viele Häuser sind aus weißem Vulkanstein gebaut und somit glitzert die Stadt regelrecht in der Sonne. Auf einem Vulkan in der Nähe von Arequipa wurde 1995 bei einer Expedition die Mumie eines kleinen Inka-Mädchens gefunden. Im Juanita (so hat man das Mädchen getauft)-Museum konnte wir uns die außerordentlich gut erhaltene Mumie ansehen und wieder mal etwas mehr über die Inka-Kultur lernen. Das Mädchen wurde im zarten Alter von 14 Jahren den Göttern geopfert. Die Inkas sahen die Berge als ihre Götter an und wenn ein Vulkan ausbrach, dann mussten Menschenopfer gebracht werden. Dazu wurden die hübschesten und zartesten Kinder ausgewählt und für die galt es als unglaubliche Ehre. Sie gingen mutig in den Tod in dem Glauben, danach auch zu Göttern aufzusteigen. Juanita lag 500 Jahre im Eis bis sie, nach dem erneuten Ausbrechen des Vulkans und der damit korrelierenden Gletscherschmelze, entdeckt wurde. Bei weiteren Expeditionen wurden später noch weitere Kinder entdeckt. Aber keines ist so gut erhalten wie Juanita.
Nach dem interessanten Museumsbesuch bummelten wir ein wenig weiter durch die Stadt und entdeckten ein Café mit wahnsinnig lecker aussehenden Kuchen und Torten. Wir genehmigten uns also ein Kaffeekränzchen in Peru und der Geschmack übertraf noch unsere Vorstellungen. Mhhhhhh leeeeecker!!! 
Ich sah mir am Nachmittag dann noch das berühmte Kloster Santa Catalina an, das 1580 gegründet wurde und bis ins Jahr 1970 für die Öffentlichkeit unzugänglich war. Eine eigene Stadt in der Stadt in der die Nonnen 400 Jahre lang keinen Kontakt zur Außenwelt hatten und die ganze Zeit noch so lebten wie zur Gründungszeit des Klosters. Unfassbar. Heutzutage sind immer noch 30 Nonnen im Kloster aber die Verhältnisse haben sich ein wenig geändert.
Abends traf ich mich wieder mit Stefan und wir gingen direkt am Plaza P1010444de Armas über den Dächern von Arequipa essen. Und was gehört mindestens einmal auf den Speiseplan, wenn man sich in Peru befindet? Natürlich Meerschweinchen!!! Schmeckt eigentlich ganz gut, vergleichbar mit Ente. Leider ist nicht so wirklich viel Fleisch an einem Meerschweinchen und es war etwas kompliziert es zu essen. Zu Trinken gab es einen Pisco Sour, das Nationalgetränk von Peru.
Wir gingen früh ins Bett, denn bereits Nachts um 2:45 Uhr klingelte unser Wecker wieder. Wir wurden abgeholt zur Tour zum Colca Canyon. Im Minibus war es ziemlich kalt und ruckelig somit war an weiteren Schlaf nicht zu denken. Nach 3 h Fahrt erreichten wir den Rand des Canyons und Frühstückten dort erst einmal. Danach ging es weiter zum Cruz del Condor Aussichtspunkt, an dem man, wie der Name schon verrät, die riesigen Condore beim Fliegen beobachten kann. Um 10 Uhr begann unsere Wanderung mit dem Abstieg in den Colca Canyon. Das Ganze zog sich ziemlich hin und gegen Ende hatten wir alle Schmerzen in den Füßen vom vielen Bergabgehen. Aber wir waren guter Dinge und auch gut in der Zeit. Nach einem leckeren Mittagessen teilte sich die Gruppe. IMG_9370 Wir hatten nur eine 2 Tagestour gebucht und mussten das Wanderpensum in dieser Zeit schaffen, während ein paar andere sich 3 Tage Zeit dafür ließen. Nach insgesamt 17 km kamen wir am frühen Abend im “Paradies”, unserer Unterkunft für die Nacht, an. Auch wenn es nicht sehr warm war sprangen wir erst mal in den Pool und befreiten uns vom Staub. Unsere Gruppe war echt super, wir verstanden uns alle gut und hatten viel Spaß. Müde fielen wir bereits um 21 Uhr ins Bett in unserer kleinen Hütte mit Erdboden und ohne Licht. Wir schliefen durch bis um 4:45 Uhr der Wecker klingelte und wir unsere sieben Sachen für den Aufstieg aus dem Canyon packen mussten. Es ging hoch, nur hoch. Vor dem Frühstück bewältigten wir so 9km und insgesamt 1200 Höhenmeter. Aber es machte richtig Spaß und die Landschaft war echt genial. Mit einem Bärenhunger kamen wir oben an und fanden das Frühstück dafür dann recht mickrig.
Auf der Rückfahrt machten wir noch mehrere Stopps, u.a. bei den süßen Alpacas und bei heißen Thermalquellen in denen wir unsere übersäuerten Muskeln erholen konnten. Wir kamen dabei mit 2 deutschen Mädels aus einer anderen Gruppe ins Gespräch, die wir schon seit Tagen überall immer wieder angetroffen hatten (im Nachtbus, im Kloster, im Canyon …) und stellten witziger weise fest, dass wir für den Abend nicht nur wieder den selben Nachtbus nach Cusco gebucht hatten, sondern auch noch jeweils die Plätze ganz vorne links und rechts vom Gang. Somit stand einer angenehmen Busfahrt nichts im Wege. Der Hammer kam dann aber erst im Bus. Es stellte sich doch tatsächlich heraus, dass Sandra und Mareike aus Karlsruhe kommen. Und zwar aus der Oststadt und aus Durlach. Unglaublich. Wir hatten einfach nur einen riesen Spaß.

Freitag, 1. Oktober 2010

Peru – Roadtrip –> Guayaquil – Piura – Lima – Arequipa (03.09.10 – 05.09.10)

Als wir in Guayaquil am Flughafen landeten waren wir noch guter Dinge, dass wir mit dem Bus bequem nach Peru fahren könnten. Wir ließen uns vom Taxi zum Busterminal bringen und waren erstmal überrascht über dessen Größe. Es gab tatsächlich Guides die einem für Geld den Weg wiesen. Wir hätten besser mal einen genommen, denn wir brauchten eine Weile, bis wir uns orientiert hatten. Die Ernüchterung kam auch gleich. Der nächste Bus nach Peru würde erst in ein paar Stunden fahren und dann auch nur nach Piura im Norden von Peru. Dort bekämen wir aber Anschluss nach Lima versicherte man uns. Bis zum frühen Abend blieben wir im Terminal, das sogar einen MC Donalds hatte. Der Bus war, naja, in Ordnung würde ich mal sagen. Schlafen ging nicht besonders gut und die halbe Nacht liefen irgendwelche Filme mit Halbstarken und viel Geballere. Morgens um 04:00 Uhr kamen wir in Piura an und statt des erhofften Anschlussbusses nach Lima fanden wir ein winziges ausgestorbenes Terminal vor und eine noch ausgestorbenere Stadt. Alles hatte geschlossen. Nach Rückfrage beim Busfahrer und den Taxifahreren erfuhren wir dann auch, dass der nächste Bus nach Lima erst mittags um 15 Uhr fahren würde. Was sollten wir jetzt so lange machen? Ein Taxifahrer meinte, wenn wir Glück haben hat ein anderes Terminal geöffnet und da kommt evtl. um 5 Uhr ein Bus nach Lima vorbei. Wir probierten unser Glück und hatten natürlich Pech. In unserer Not ließen wir uns zum Flughafen fahren, der direkt in der Stadt liegt. Dort mussten wir aber feststellen, dass die kurzen Flüge nach Lima viel zu teuer waren. Wir hatten jedoch Internet im Terminal und blieben dort bis es hell wurde. Ein Flughafenangestellter verwies uns an einen Mann, der angeblich beim Cruz del Sur Busterminal arbeiten sollte und uns dahin bringen wollte, damit wir den Bus für 15 Uhr reservieren konnten. Wir diskutierten ein bisschen mit dem Kerl und fuhren dann aber mit. Er hatte kein Taxi sondern ein Privatauto, was uns schon einmal komisch vorkam. Aber der Flughafenangestellte hatte ja gesagt es sei in Ordnung. Wir fuhren los und ich wollte mich noch einmal rückversichern, ob wir auch wirklich zum Cruz del Sur Terminal fuhren. Anstatt zu antworten grinste der Fahrer schelmisch in den Rückspiegel. Ich begann gerade nervös zu werden da klickte es auch noch laut und die Fahrzeugtüren verschlossen sich. Reflexartig griff ich nach dem Entriegler und schob ihn nach oben. Ich schaute zu Stefan und der hatte bereits die Tür geöffnet und das bei voller Fahrt. Unser Fahrer schien zu bemerken, was vor sich ging und zeigte uns schnell ein Hemd auf dem der Name der Busgesellschaft aufgenäht war und sagte: “No peligroso. Nicht gefährlich” das Fahrzeug hätte automatische Verriegelung und er hätte meine Frage nicht verstanden. Puhhh, da war unser Puls aber mal geschwind ganz schön hoch gegangen.
Nachdem der Bus gebucht war schlenderten wir ein wenig durch Piura, das allerdings nicht viel zu bieten hatte außer einem tollen Frühstückslokal und des obligatorischen Plaza de Armas (Markplatz) mit der Kathedrale. P1010283Die Busgesellschaft Cruz del Sur war schon wesentlich besser. Teurer und besser kann man in Peru wahrscheinlich nicht mit  dem Bus reisen. Wir hatten zwar nur 2. Klasse aber die war völlig ausreichend. Schöne Liegesitze, interessante Filme, und sogar ein Abendessen bekamen wir geboten. Dieses Mal konnten wir gut schlafen und kamen morgens erholt in Lima an. Wir schlossen unser Gepäck ein und und fuhren mit dem Taxi in die Stadt. Der Plaza de Armas (so heißt der Marktplatz in jeder großen Südamerikanischen Stadt) war morgens um 8 Uhr noch wie ausgestorben. Als wir gegen halb 10 nach dem Frühstück wieder dorthin kamen erschraken wir richtig aufgrund der vielen Menschen. Und es wurden immer mehr, viele Leute auch in blauen Roben. Anscheinend war an diesem Sonntag irgendein kirchlicher Feiertag. Es gab sogar eine Prozession und einen Umzug mit einer flotten Blaskapelle. Wir schauten zu, wie vor der Kathedrale ein Bild aus Sägespänen und Blütenblättern entstand. Als wir Lima wieder verließen war auch das Bild schon wieder von der Straßenreinigung beseitigt.
Um 16:30 Uhr ging unser Cruz del Sur Bus nach Arequipa. Leider konnte ich die ganze Nacht nicht schlafen, da mein Sitz kaputt war und nicht in der Liegeposition blieb. Beim Bingo gewannen wir leider auch nichts (Jaaaa, in den Bussen wird tatsächlich immer Bingo gespielt, und WIFI gibt es übrigens auch).