Freitag, 6. Mai 2011

Nepal – Annapurna Trekking Woche 2 (22.03.11 – 28.03.11)

Jeden Morgen wachten wir sehr früh auf. Ganz praktisch wenn man rechtzeitig auf dem Weg sein will um Strecke zu machen. Am nächsten Tag hatten wir es jedoch nicht eilig. Wir wussten, dass die Strecke von der km-Zahl her locker machbar sein würde, jetzt ging es nur noch darum, in kleinen Schritten an Höhe zu gewinnen, damit wir uns akklimatisieren konnten. Schweren Herzens verabschiedeten wir uns von den leckeren Bäckereien Manangs. Natürlich nicht ohne noch einmal einen Tagesvorrat Brownies einzukaufen.
IMG_8941 Die Aussichten waren mal wieder grandios, doch je höher wir kamen, desto frischer wurde es. In Yak Kharka fanden wir zum Glück ein Hotel mit einem Restaurant mit Glasfront, in das die Sonne schien und in dem wir uns somit wieder aufwärmen konnten. Sandra stieg zwar in einem anderen Hotel ab, kam jedoch am Nachmittag vorbei zum quatschen. Außerdem lernten wir Michi aus dem Allgäu kenne und zwei Neuseeländer und eine Australierin, die mit ihm unterwegs waren. Als die Sonne unterging wurde es ganz schnell wieder ganz kalt und so krochen wir schon früh in unsere Daunenschlafsäcke.
Am nächsten Tag gings dann nach Thorang Pedi, dem Ausgangspunkt für die große Passüberquerung. Nach und nach kamen alle unsere Wanderfreunde und quartierten sich bei uns im Gasthaus ein. Die Aufregung stieg. Mit Michi und Braden machten wir am Nachmittag noch eine Akklimatisierungswanderung zum HighCamp auf 4900m. Ich wollte vor allem sehen, wie denn die Bedingungen auf dem Weg zum Pass waren. Nachdem wir schon allerhand Berichte über gefährliches Glatteis gehört hatten wollte ich mir selbst einen Überblick verschaffen, damit ich wusste was in der Nacht auf mich zukommen würde. In knapp 45 min schafften wir den 400 Höhenmeter Anstieg zum Highcamp und ich war beruhigt, dass der Weg weitaus weniger schlimm war, wie ich befürchtet hatte. Nun freute ich mich mich sogar richtig auf die morgige Passüberquerung. Wir tranken noch eine heiße Schokolade im Highcamp und machten uns dann an den Abstieg.
Wir hatten uns zwar warm gelaufen aber im Gasthaus war es inzwischen richtig richtig kalt. Es gab keinen Ofen! :-( So bestellten wir viel warmen Tee und Suppe und diskutierten heiß mit den anderen darüber, wer denn nun Höhenkrank werden könnte morgen und ob alle die Passüberquerung schaffen.
IMG_9021 Wir gingen früh ins Bett. Trotzdem war das Aufstehen am nächsten Tag kein Leichtes. Bitterbitterkalt war es. Eigentlich wollte man nicht mal den kleinen Finger aus dem Daunenschlafsack herausstrecken. Aber es half alles nichts. Der gigantische Sternenhimmel, der uns vor der Tür erwartete machte uns ein kleines bisschen wacher. Wow. Wir stärkten uns mit einem Frühstück und packten dann unsere restlichen Sachen zusammen. Um 5:45 Uhr (wo war nur die Zeit geblieben???) begannen wir den Aufstieg zum Highcamp. Mit Gepäck dauerte es natürlich länger aber nach knapp einer Stunde sahen wir auch schon das Highcamp. Tatsächlich kam uns beiden der Aufstieg müheloser vor als am Abend zuvor. Naja wir waren ja auch noch frisch und voller Energie. So gönnten wir uns nur eine kurze Fotopause und verzichteten auf die leckere heiße Schokolade. Wir hatten ja noch etwas vor heute. Es ging auf den schmalen, etwas glatten Pfad, der aber mit Wanderstöcken ziemlich gut zu bewältigen war, durch den Schnee bergauf und immer weiter bergauf. Das Wetter war herrlich und wir hatten eine wunderbare Aussicht. Einfach fantastisch. Schon um 10 Uhr erreichten wir den Thorung La Pass auf 5416m Höhe. Natürlich wurden hier erstmal einige Fotos geschossen. Wir waren froh und glücklich, dass wir beide mal wieder keinerlei Anzeichen von Höhenkrankheit spürten. So blieben wir fast eine Stunde oben am Pass und machten noch ein zweites Frühstück und freuten uns mit den anderen, die nach und nach eintrafen. :-)
Nachdem es uns aber irgendwann trotz Daunenjacken ziemlich kalt wurde, machten wir uns dann doch an den Abstieg. 1800 Höhenmeter mussten wir nun wieder hinter uns lassen – unsere armen Knie. Vor ein paar Monaten hätte ich mit dem teilweise recht steilen Abstieg wahrscheinlich noch erhebliche Probleme gehabt, aber jetzt ging es erstaunlich gut. Ca. eine Stunde vor dem Zielort kamen wir an ein kleines Restaurant mit Terrasse und die Sonne schien so herrlich, dass wir uns entschlossen, dort eine Pause einzulegen. Wir bestellten Tee und Mittagessen und sobald die Wirtin in der Küche verschwunden war, zog der Himmel zu und auf einmal war es gar nicht mehr so gemütlich auf der Terrasse. Es windete und war plötzlich bitterkalt. Na prima. Da hatten wir uns was eingebrockt. Als das Essen nach einer Stunde auf den Tisch kam waren wir schon völlig verfroren und die gute Laune hatte der Wind auch schon längst weggeblasen. Schnell aßen wir die heißen Momos (gefüllte Teigtaschen) und machten uns auf den Weg nach Muktinath! 
IMG_9044 Im Dorf hielten wir Ausschau nach Michi und Claire, die unseren Rastplatz voraussehend schon nach einer Tasse Tee verlassen hatten, und hörten Sie dann tatsächlich schon von weitem von einer Dachterrasse rufen.  Einer Feier zu Ehren unserer bestandenen Passüberquerung konnte also nichts mehr im Wege stehen. 
Später kamen noch die Neuseeländer und auch Sandra an und jeweils war der Jubel groß und wir verbrachten einfach nur einen genialen Nachmittag und Abend. 
Am nächsten Tag schliefen wir dann lange aus und wanderten erst am Mittag los. Wir hatten beschlossen, die restliche Wanderung gemeinsam mit Sandra zu machen.  Die anderen wollten einige Etappen überspringen und mit dem Jeep fahren. 
Die erste Stunde auf der Strecke war ja noch ganz lustig, aber nachdem wir Mittag gegessen hatten wurde es irgendwie immer schlimmer. Leider wurde der Wanderpfad in den letzten Jahren zur Straße ausgebaut und somit brausten ständig Jeeps oder Motorräder an uns vorbei. Dabei wurden wir jeweils in eine riesengroße Staubwolke eingehüllt. So machte das keinen Spaß. Wir quälten uns etliche km und kamen schließlich irgendwann am Abend müde und erschöpft in Jomsom an. Wir beschlossen am nächsten Morgen um 7 Uhr ebenfalls in einen Bus zu steigen und die gesamte ausgebaute Strecke bis nach Tatopani zu überspringen. Zum Glück fanden wir ein schönes Hotel wo wir müde ins Bett fielen. 
Am nächsten Morgen stand unser Dreierteam pünktlich eine halbe Stunde vor Abfahrt am Busbahnhof bereit. Wir mussten jedoch mit Entsetzen feststellen, dass der Bus bereits ausverkauft war. Ohhhhh neeeein!!!! 
Die einzige Möglichkeit, die uns blieb, war mit einem anderen Bus bis nach Ghasa (auf halber Strecke) zu fahren und zu versuchen, von dort noch einen Bus oder einen Jeep nach Tatopani zu bekommen. Alles klar. Laufen wollten wir auf keinen Fall. Wir warteten also brav bis um 8 Uhr und fuhren dann mit einem alten, ausgedienten Bus los. Die Fahrt war sehr holprig und wackelig und kurz vorm Ziel wurden wir dann ausgebremst. Der Bus vor uns hatte einen Lenkschaden und konnte nicht mehr manövrieren. Nichts ging mehr. Keiner kam vorbei und eine baldige Reparatur schien auch fraglich. Der 7 Uhr Bus direkt nach Tatopani war übrigens plötzlich hinter uns und somit auch ausgebremst. Wir schauten uns das Spektakel eine Weile mit an und holten dann jedoch unsere Rucksäcke vom Dach, um den restlichen Weg zu Fuß zu gehen. Als wir gerade in den Ort einliefen und von weitem schon das Registrierbüro für Wanderer sahen, wurden wir auf einmal von allen Bussen überholt und standen letztendlich ganz weit hinten an einer riesigen Schlange, um uns in die Streckenbücher einzutragen. Nach und nach brausten die Busse wieder davon und wir versuchten herauszufinden, ob sich auch noch für uns eine Transportmöglichkeit nach Tatopani finden würde. Wir liefen bestimmt nochmal 2 km und kamen dann an einen kleinen Busbahnhof. Ein Jeepfahrer kam direkt auf uns zu und verkündete uns, dass wir mit ihm nach Tatopani fahren könnten. Der Jeep war schon voll, aber natürlich schaffte man es uns noch hineinzuquetschen. Das Gelächter war groß, als wir sahen, wer unter anderem schon drin saß: Michi und Hannah (die Neuseeländerin). Wir freuten uns, die beiden wiederzusehen und erfuhren das Braden und Claire zu Fuß gewandert waren. Als wir in Tatopani dann alle wiedertrafen, beschlossen wir kurzerhand den Nachmittag und die Nacht hier zu verbringen und erst am nächsten Morgen weiterzulaufen. Wir erkundeten gemeinsam das kleine Dorf, machten Kaffeeklatsch und genossen den Tag. 
IMG_9050 Am nächsten Morgen marschierten wir dann gemeinsam los. Es ging mal wieder steil bergauf. In Sikha hatten die anderen ihr Tagesziel erreicht, aber Sandra und wir beschlossen einfach nocheinmal ein Stückchen weiterzulaufen. Wir quatschen den ganzen Tag und so kam uns der stetige Anstieg gar nicht so anstrengend vor. Am Abend hatten wir nach einem Aufstieg von 1600 Höhenmetern tatsächlich Ghorepani erreicht. Und natürlich war es hier oben mal wieder bitterkalt. Wir gingen früh ins Bett, denn am nächsten Morgen wollten wir schon vor dem Frühstück den Poonhill besteigen. 
Leider machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Morgens konnte man nicht einmal 20 m weit sehen, so dicht stand der Nebel. Ein wenig traurig verzichteten wir auf den Aussichtspunkt, für den wir extra hier hoch gelaufen waren und machten uns an den Abstieg. Meine Güte und was für ein Abstieg. Es galt ununterbrochen Stufen hinabzulaufen und bereits nach ein paar Hundert Höhenmetern waren wir alle völlig fertig und hatten zittrige Knie. Aber kein Ende in Sicht. So wurde die letzte Etappe fast noch zur anstrengendsten, denn wir hatten am nächsten Tag gewaltig Muskelkater. Zum Glück erreichten wir in Naja Pul, am Zielpunkt der Annapurna Runde, noch einen „Deluxe Express Bus“ nach Pokhara. Ich habe in meinem Leben noch nie etwas soooo kaputtes gesehen wie diesen Bus. Wir hingen in den zum Teil herausgerissenen Sitzreihen und wunderten uns, dass wir tatsächlich nach ein paar Stunden in Pokhara ankamen. Die 2-wöchige Wanderung war tatsächlich geschafft. Zum Schluss hatten wir nochmal richtig Gas gegeben und etliche km hinter uns gebracht. Es war grandios. Eine geniale Erfahrung. Wir hatten tolle Menschen kennengelernt und wunderschöne Landschaften durchwandert. Aber jetzt waren wir einfach nur KO, freuten uns auf eine Dusche, ein leckeres Essen und darauf, dass wir jetzt ausruhen konnten.