Dienstag, 12. Oktober 2010

Bolivien – La Paz und Death Road (17.09.10 – 21.09.10)

In und um La Paz verbrachten wir eine super Zeit, wie ihr in den nächsten Berichten lesen werdet. Schade irgendwie, dass wir Bolivien schon wieder verlassen müssen. Es sind immer die Länder von denen man es am wenigsten erwartet, in denen wir am Ende die beste Zeit verbringen. In Zentralamerika war es mit Nicaragua genauso.
Auf der Fahrt nach La Paz mussten wir mit einer Fähre den Titicacasee überqueren. Dazu sollten wir alle den Bus verlassen, denn Bus und Personen wurden getrennt verschifft.IMG_9879 Die Personenfähre entpuppte sich als ein kleines Boot, in das wir gepfercht wurden und die Busfähre naja wie soll ich sagen: Auch ein kleines Boot. Wir waren alle heilfroh, dass wir nicht im Bus saßen, denn die Angelegenheit war mehr als wackelig. Aber lustig war es auf jeden Fall mit anzusehen, wie all die Busse in den kleinen Booten über den See schaukelten.
Als wir uns La Paz von oben (El Alto) mit dem Bus näherten, verschlug es uns den Atem. Durch den ganzen Bus ging ein Raunen, denn auf einmal wurde der Blick frei und die Stadt erstreckt sich über das Tal und an den Hängen hinauf soweit das Auge reicht.
Das Hostel “Adventure Brew” in das wir einzogen ist nicht gerade das billigste aber hier lohnte sich die Investition auf alle Fälle. Große saubere Zimmer inklusive tollem Frühstück und einer Bar auf der Dachetage. Da im Hostel selbst gebraut wurde gab es auch noch jeden Abend ein Freibier. Gleich am ersten Abend lernten wir Birgit und Jonas aus München kennen und verbrachten mit Ihnen und einem Engländer einen langen Abend mit (zu) viel Bier.
Den ersten Tag in La Paz ließen wir somit ganz langsam angehen, kümmerten uns um unsere Wäsche, lasen etc. Wir genossen es einfach mal ein richtig tolles Hostel und ein richtig tolles Zimmer zu haben. Da an diesem Tag das Oktoberfest in München begann, gab es natürlich auch im Hostel eine zünftige Oktoberfest Woche. Der Barkeeper beauftragte uns “Ein Prosit der Gemütlichkeit” in Lautschrift aufzuschreiben und danach sangen wir doch tatsächlich mitten in Bolivien mit Jonas und Birgit auf urbayrisch und bekamen dafür ein Freibier spendiert.
Mittlerweile waren einige Sachen angefallen, die besorgt werden mussten, u.a. MP3-Player (da unsere Handys ja geklaut wurden), Socken, Mützen etc. Als wir am nächsten Tag durch La Paz zogen, das eigentlich ein einziger Bazar ist, wurden wir trotzdem nicht bei allem fündig. Witzigerweise findet man die verschiedenen Gegenstände auf Straßen konzentriert. So gab es zum Beispiel eine Straße nur mit Socken und Strumpfhosen oder eine Straße nur mit Lampen oder eine Straße nur mit Kloschüsseln (kein scheiß!). Um die Handys und MP3 Player Straße zu finden, investierten wir viel Zeit und letztendlich stellte sich heraus, dass ein Großteil hier mit Sicherheit geklaut oder einfach nur gebraucht war aber man (zumindest von uns) die Preise für Neuware in Deutschland verlangte. Nein danke, übers Ohr wollten wir uns auch nicht hauen lassen.
Es gibt den sogenannten Hexenmarkt in La Paz, auf dem man zum Beispiel getrocknete Lamaföten kaufen konnte, die die Einheimischen unter neu gebauten Häusern verbrennen, was Glück bringen soll. Wir kauften eine andere Rarität, die wir auch schon in Peru ausprobiert hatten: Coca Blätter. Bevor jetzt einige von euch meinen wir sind unter die Drogendealer gegangen. Coca Blätter sind harmlos und hier vollkommen legal. Mit heißem Wasser übergossen als Coca Tee ein sehr leckeres und aromatisches Heißgetränk. Dem Coca wird nachgesagt, dass es einen unempfindlicher gegen Kälte und Hunger machen soll und dass man mehr arbeiten kann. Alles in allem aber in so geringer Wirkung, dass man es vielleicht mit unserem Kaffee (Koffein) vergleichen kann. Interessanter ist da schon die bessere Anpassungsfähigkeit an die Höhe, denn La Paz liegt schon auf 3800 m und in der Umgebung gibt es noch wesentlich höhere Bergdörfer. Coca Blätter sind in anderen Ländern (wie z. B. Deutschland) verboten, weil man daraus theoretisch Kokain herstellen kann. Allerdings liegt dahinter nicht nur ein komplizierter chemischer Prozess sondern benötigt man auch für ein 1 Gramm Kokain knapp 400 kg Coca Blätter. In den Andenländern kann man sogar ganz normale Teebeutel mit Coca kaufen, die man natürlich auch nicht nach Deutschland einführen darf, weil sie unter das Drogengesetz fallen.
Am Abend kamen Sandra und Mareike in La Paz an, für die wir ein Zimmer reserviert hatten. Leider hatten sich die beiden an ihrem letzten Tag in Copacabana Magenprobleme eingefangen. Trotzdem verbrachten wir noch einen netten Abend mit unserer immer mehr wachsenden deutschen Gemeinde im Brauhostel.
Am nächsten Tag war es dann soweit. Wir wollten die Death Road oder “The Worlds Most Dangerous Road” mit dem Fahrrad herunterfahren. Den Namen hat die Straße nicht zu unrecht, denn im Jahr stürzten durchschnittlich 26 Fahrzeuge die Klippen hinunter, die meisten davon vollbesetze Busse. Die Straße ist nur ca 3,2m breit (mit Gegenverkehr) und an den Rändern geht es teilweise 600 m ungeschützt nach unten. Bis ins Jahr 2007 war dies die Hauptverkehrsstraße für alle Dörfer der Gegend. Nachdem aber zu viel passierte, wurde 2007 endlich eine neue, breitere Ausweichstraße gebaut und die Situation somit entschärft. Heute fahren nur noch die verrückten Touristen mit dem Fahrrad und vereinzelte andere Fahrzeuge auf der alten Schotterstraße. Bei Kamikaze-Fahrradfahren oder überängstlichen unsicheren Fahrern kam es leider auch noch in den letzten Jahren zu Unfällen, deshalb hatte ich auch ein bisschen Muffensausen, aber letztendlich war die Abfahrt nicht wirklich schlimm. Death Road 2010 09 20 Photo (26) Dafür wurden wir mit grandiosen Ausblicken belohnt. Einfach unglaublich, oben auf dem Berg lag teilweise noch Schnee und es war bitterkalt. Wir fuhren insgesamt 64 km und 3600 Höhenmeter nach unten und befanden uns dann in einer ganz anderen Klimazone. Die Strecke führte dabei durch kleine Bäche und unter Wasserfällen hindurch und wir hielten immer mal wieder an und genossen die grandiose Aussicht. Lustigerweise kam an diesem Tag in der Agentur, in der wir gebucht hatten, keine Gruppe zusammen und so waren Stefan und ich alleine mit 2 Guides + einem Fahrer. Die 2 Guides hatten wir auch nur, weil Stefan sich für den Anfang der Strecke eine etwas schwierigere Route durchs Gelände ausgesucht hatte während ich die normale Death Road (die am Anfang noch betoniert ist) fuhr. Als wir uns nach dem ersten Drittel wieder trafen habe ich noch nie zwei Leute so grinsen sehen wir Stefan inkl. dem Guide. Ich bin mir sicher, dass Stefan auf unserer Reise noch den ein oder anderen Mountainbike Trail fährt, so viel Spaß wie er daran hatte. Am Ende bekamen wir in einem tollen Hotel ein leckeres Steak und konnten dort auch in den Pool springen, denn hier herrschten wirklich tropische Verhältnisse.
Beim Zurückfahren erzählten wir gerade dem Guide dass wir 2 Mädels aus unserer Heimatstadt ständig überall getroffen hatten, da laufen Mareike und Sandra mitten in La Paz wieder draußen auf der Straße vorbei. Echt der Hammer. Naja auf jeden Fall traf sich das sehr gut, da wir uns eh noch nach einer gemeinsamen Trekkingtour mit Mareike umschauen wollten. Das machten wir dann auch und buchten 3 Tage Wandern in und um den Tuni See. Mit von der Partie sollte noch ein polnisches Mädel sein, die wie dann auch kennenlernten und die sehr nett schien. Joanna hatte im Anschluss an die 3 Tage noch eine weitere 3 Tagestour gebucht und zwar die Besteigung des Huayna Potosi (6088m). Wir hatten natürlich vorher schon davon gehört und beschlossen, dass das ungefähr 3 Nummern zu hoch für uns wäre. Jetzt kam Stefan allerdings schon ins grübeln, ob wir nicht doch einen kleinen Versuch wagen könnten.
An unserem vorerst letzten Tag in La Paz frühstückten wir alle noch einmal gemeinsam und ausgiebig und dann zogen Stefan und ich mit Mareike und Sandra durch die Stadt und kauften Schokolade, dicke Mützen und Socken fürs Trekking ein. Das Packen zog sich ewig hin, denn wir hatten uns tatsächlich die Option auf den Huayna Potosi offengelassen und so packten wir einen großen Rucksack mit Wandersachen für uns beide. Der zweite große Rucksack musste leer mit auf den Esel, denn den würden wir evtl. noch benötigen. Beide kleine Rucksäcke wurden als Tagesrucksäcke umfunktioniert und die Sachen die wir gar nicht brauchten verstauten wir in einem Jutesack im Hostel. Als wir um 18 Uhr in der Agentur unser Briefing für den Trekk hatten staunten wir nicht schlecht als auch noch Birgit und Jonas um die Ecke bogen. Sie hatten kurzfristig mitgebucht. Wie cool, wir freuten uns alle schon riesig auf die Tour. Eine tolle Truppe.

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