Samstag, 23. Oktober 2010

Argentinien – Puerto Madryn (14.10.10 – 16.10.10)

Als wir morgens in Puerto Madryn ankamen, suchten wir vergeblich am Busbahnhof nach Leuten, die uns in ihre Hostels mitnehmen wollten. Im Moment hatte das niemand hier nötig, denn es war Hauptsaison. Das bekamen wir auch zu spüren als wir die wirklich gesalzenen Preise sahen. Nachdem wir mehrere Hostels abgeklappert hatten, fanden wir schließlich eines, das man gerade noch bezahlen konnte. Dafür sahen die Betten dann aus wie Hängematten, so durchgelegen. Aber egal, das mussten wir in Kauf nehmen, denn auch wir waren wie alle anderen zu dieser Jahreszeit nur aus einem Grund hierhergekommen. Hauptsaison in Puerto Madryn = Walsaison.
Am nächsten Morgen ging es deshalb zur Halbinsel Valdez. Die Weite hier ist unfassbar. Wir fuhren vorbei an nicht enden wollende Weideflächen. Vor allem Merinoschafe werden hier gezüchtet (wir hatten die eigentlich bisher immer nur in Neuseeland vermutet). Merinowolle ist besonders teuer, aus ihr wird u.a. Outdoorbekleidung hergestellt, da sie warm hält und Gerüche minimiert. Wir erfuhren, dass die Besitzer der Schafe hier nur zweimal im Jahr (zur Schafzählzeit und zur Schärzeit) nach dem Rechten sehen und dafür mit dem Hubschrauber einfliegen. Wie reich sie sind muss ich wohl nicht erwähnen. Es gab ja Personen, die im Vorfeld behauptet haben wir würden als Schafzüchter in Neuseeland enden. Das erscheint mir jetzt gar nicht mehr so unrealistisch! ;-)
Zuerst fuhren wir zu einem kleinen Museum, in dem wir ein Walskelett bewundern konnten und einiges zu den Meeressäugern erfuhren. Danach ging’s zum nördlichsten Punkt der Halbinsel. Dort gab es eine kleine Seeelefanten-Kolonie. Die männlichen Seeelefanten sind nochmal ein gutes Stück größer und vor allem fetter, als die Seelöwen. Am Strand entlang ging’s zu einer kleinen Pinguin-Kolonie und danach zur eigentlichen Hauptattraktion nach Puerto Piramides.
IMG_0746 Dort konnten wir schon vom Strand aus in der Ferne die Wale springen sehen. Richtig genial. Wir fuhren dann aber noch mit dem Boot hinaus und kamen so ganz nah an die Riesen heran. Es handelte sich dabei um Glattwale, genauer gesagt Südkappen. Sie werden bis zu 18m lang und kommen jedes Jahr ab Juni für ein paar Monate zur Halbinsel Valdez, um dort in der Bucht geschützt ihre Jungen zu gebären und mit dem Leben im Meer vertraut zu machen. Während wir hinausfuhren sahen wir von weitem schon eine Walmama mit Baby gemeinsam mehrere Male hintereinander aus dem Meer springen. Wir konnten es gar nicht glauben, so genial war das. Das Boot wurde langsamer und die Wale waren tatsächlich genauso neugierig wie wir und kamen zu uns hergeschwommen. So tummelten sie sich dann bestimmt eine Stunde neben unserem Boot und bestaunten uns genauso wie wir sie. Das ganze war so wahnsinnig interessant, dass wir uns wirklich bemühen mussten auch den Erläuterungen der Guides zu folgen, die uns einiges zu erzählen hatten. Schon bei der Geburt sind die Walbabys 2-3m lang. Sie werden 1 Jahr lang gesäugt und aufs Leben vorbereitet, danach sind sie auf sich allein gestellt. Der große Feind der Walbabys sind die Orcas. Wir fanden es unglaublich faszinierend, dass ein mind. 15m langer Wal mit seinem 3-monatigen Riesenbaby einfach so um und unter unserem 13m langen Boot herumschwimmt und nichts kaputt macht. Wir sahen noch einige Wale, bevor wir leider wieder mit dem Boot zurück zum Strand mussten. Einfach klasse. Vorher hatten wir nicht gedacht, dass man den Tieren so nahe kommt. Wir hatten sogar gegrübelt, ob wir überhaupt das Glück hätten welche zu sehen.
IMG_0903 Am nächsten Tag ging’s dann nach Punta Tumbo zur zweiten Attraktion der Gegend: einer riesigen Pinguinkolonie von ca. 500.000 Pinguinen, die hier den patagonischen Sommer verbringen. Die meisten sind hier um sich zu Paaren und die Eier auszubrüten. So sahen wir auch viele Nester und Pinguineier. Man lief praktisch zwischen den Pinguinen hindurch und kam so ganz nah an sie heran. Scheue hatten die kleinen Viecher auch nicht wirklich. Nur manche zierten sich ein bisschen einen Pfad zu überqueren, wenn da gerade eine Gruppe Menschen entlanglief. Wir warteten dann immer brav und ließen den Pinguinen den Vortritt. Es war einfach so witzig ihnen beim watscheln zuzusehen. Viele waren unterwegs zum Meer um zu jagen oder vom Meer zurück zum Nest. Auf dem Rückweg schauten wir in Rawson im Zoo vorbei, denn dort gibt es eine Auffangstation für mit Öl verschmierte Pinguine. Unser Guide entdeckte in diesem Jahr den ersten betroffenen Pinguin und brachte ihn hierher. Mittlerweile gibt es etliche ehrenamtliche Mitarbeiter, die sich um die Tierchen kümmern. Sie werden so lange aufgepäppelt bis ihr Gefieder wieder vollständig regeneriert und wasserabweisend ist. Nur dann können sie wieder selbständig jagen und sich somit ernähren. Wir sahen zu, wie die Pinguine im Zoo im Bassin schwammen. Jeden Tag bleiben sie dort ein paar Minuten mehr.
Wir hatten unser gesamtes Gepäck mit nach Punta Tumbo genommen und wurden dann am späten Nachmittag in Trelew am Busbahnhof abgesetzt, wo um halb 7 unser Bus nach El Calafate abfahren sollte. Wie es immer so ist fuhr der Bus natürlich nicht pünktlich. Er stand zwar bereits bei unserer Ankunft am Terminal, die Abfahrt verschob sich aber bis nach 20 Uhr. Kein Mensch wusste warum. War halt so.

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