Mittwoch, 19. Januar 2011

Neuseeland – Southland & Tuatapere Humpridge Track (26.12.10 – 29.12.10)

Auf der Southern Scenic Route gings weiter südlich. Wir fuhren an einen See, den wir umwanderten und dann dort picknickten. Danach schauten wir uns die alte Clifton Holzbrücke an. Überrascht stellten wir fest, dass sich bei der Brücke auf einer schönen Wiese direkt am Fluss ein kostenloser Campingplatz befand. Sofort beschlossen wir hier am Abend wieder herzukommen. Aber erst einmal mussten wir nach Tuatapere fahren, um uns dort startklar für unsere, am nächsten Morgen beginnende dreitägige Wanderung auf dem Humpridge Track zu melden. Wir bekamen unsere Hüttenausweise für die 2 Übernachtungen während der Wanderung und eine kleine Karte mit Informationen. Außerdem erzählte uns die nette Dame alles, was wir für den ersten Wandertag wissen mussten. Dazu gehörte auch die schlechte Wettervorhersage. Wir hätten es uns ja denken können. Da dieser Wanderweg im Gegensatz zu den meisten in Neuseeland nicht vom Staat angelegt und gepflegt wird, sondern privat ist, wurde natürlich auch bei schlechten Wetter nichts abgesagt, denn jeder verlorene Wanderer bedeutet verlorenes Geld. Wir waren ehrlich gesagt ganz froh darüber. Ob wir das noch bereuen würden sollten wir dann sehen.
Auf dem Rückweg zu unserem geplanten Übernachtungsplatz machten wir noch Halt an den Clifton Höhlen, einem großen Höhlensystem, das man auf eigene Faust mit Taschenlampe erkunden konnte. Wir wussten, dass es Passagen gab an denen man durch einen Pool schwimmen musste etc und kletterten deshalb nur ein paar Meter in die Höhle hinein, um sie mal gesehen zu haben. Machte aber einen echt spannenden Eindruck mit ziemlich engen Durchgängen. Hätten wir keine Dreitages-Wanderung vor uns gehabt wäre die Höhlenerkundung bestimmt interessant gewesen.
Am Abend packten wir schon mal Probe. Wir hatten Proviant für 3 Tage mitzunehmen, Trinkwasser für einen halben Tag, Schlafsäcke, Waschzeug und Kleidung. Wir hatten Glück und unsere neuen Tagesrucksäcke waren groß genug, alles unterzubringen. Ansonsten hätten wir die großen Rucksäcke nehmen müssen aber so wars natürlich perfekt.
IMG_1243 Am nächsten Morgen fuhren wir zum Startpunkt des Humpridge Tracks südlich von Tuatapere an der Küste. Auf dem Parkplatz sprach uns gleich mal eine Neuseeländerin an und fragte uns ob sie mit uns laufen könnte, da sie allein unterwegs wäre. Kein Problem. Kim kam aus Invercargil (ist in der Nähe des Humpridge Tracks) und hatte aber wie sich herausstellte mehrere Jahre in Deutschland gewohnt. Die Welt ist ein Dorf, wir können es immerwieder nur bestätigen: Kim hat doch tatsächlich in Karlsruhe gewohnt und in Waldorf bei SAP gearbeitet. So liefen wir also abwechselnd in Deutsch und Englisch plappernd los. Es regnete, dann regnete es wieder nicht – wir zogen die Jacken an und aus. Nach einer Weile kamen wir an einen Strand, den wir ein Stück entlangliefen. Wie sich herausstellte waren wir zu früh an den Strand abgebogen, denn wir mussten durch dichtes Gestrüpp wieder nach oben, um über eine Hängebrücke den Fluss überqueren zu können. Danach gings dann wieder am Strand entlang. Was für eine Weite, echt gigantisch. Und kein anderer Mensch in Sichtweite. Nach ein paar Stunden kamen wir wieder im Wald zu einer Hütte, in der wir Mittagspause machen konnten. Dort trafen wir auch noch zwei junge Pärchen aus Deutschland und aus der Schweiz. Während wir so unter dem Dach der Hütte vesperten wurde der Regen draußen immer stärker. Keiner wollte so richtig raus und weiterlaufen. Aber es half ja alles nichts. Weiter gings. Wir kamen an eine Brücke, von der wir eine am Seil befestigte Kanne in den Fluss lassen konnten um frisches Trinkwasser zu schöpfen. Danach fing es dann an steil zu werden. Puh und wie steil es wurde. Durch den Regen war natürlich alles auch noch ziemlich glitschig und man musste aufpassen wo man hintrat. Wir freuten uns, dass wir unsere neuen Trekkingstöcke hatten. Die anspruchsvolle Strecke motivierte uns richtig. Trotz Regen und Nebel machte es total Spaß. Um 16:45 Uhr kamen wir total durchnässt in der Okaka-Lodge an und zogen uns erstmal trockene Sachen über. Im Schlafsaal war es bitterkalt und leider gab es auch keinen Trockenraum. Was muss die Lodge herrlich sein bei guten Wetter. Alles aus Holz, riesige Terrassen um alle Gebäude herum und mit Sicherheit eine grandiose Aussicht. Wir sahen kaum die Hand vor unseren Augen, so stark war der Nebel hier oben. Es hätte noch einen Rundweg oberhalb der Lodge gegeben, der traumhafte alpine Ausblicke versprach. Aufgrund der miserablen Bedingungen verzichteten wir und die 12 anderen Wanderer, die heute in der Lodge übernachteten, aber darauf. Wir setzten uns im Aufenthaltsraum an den Ofen und betrachteten voller Neid, das Fotoalbum mit Bildern von schönen Tagen auf dem Track. Nachdem jeder in der Küche sein Abendessen gekocht und gegessen hatte kam es zu einem kleinen Auflauf um den Ofen, denn jeder versuchte so viele Kleidungsstücke wie möglich bis zum nächsten Tag trocken zu bekommen.
Es war eine nette kleine Truppe von 14 Personen, die Hälfte ungefähr kam aus Neuseeland, die andere Hälfte aus Europa. Pärchen und Einzelpersonen in allen Altersstufen. Es wurde ein netter Abend bis wir uns irgendwann in die eiskalten Zimmer zurückziehen mussten und Stefan und ich lange nicht einschlafen konnten, weil der nette ältere Herr aus Christchurch so laut schnarchte.
IMG_4308 Am nächsten Morgen regnete es immernoch und der Nebel stand genauso dicht wie am Tag zuvor. Somit hatten wir jede Chance verloren, die tollen Aussichten dieses Ortes doch noch genießen zu können. Die Enttäuschung in der gesamten Wandergruppe war groß.
Zum Frühstück gabs Porridge, das Kate (die Hüttenwärtin) für uns zubereitete. Mir hats geschmeckt, Stefan als alter Porridgefan war natürlich nicht so begeistert.
Zu Beginn der heutigen Wanderung liefen wir einen Grad entlang. Es regnete und stürmte so stark, dass wir schon nach 5 Minuten völlig aufgeweicht waren. Die Hose triefte und klebte an der Haut und ich spürte meine Beine kaum mehr vor Kälte. Selbst unsere Goretex Wanderschuhe hielten aus unerfindlichen Gründen nicht stand. Das Wasser stand ungelogen in den Schuhen. Nach einer halben Stunde musste ich sie ausziehen und meine Socken auswringen. Hat aber auch nicht viel genutzt. Als wir die anderen in einer Hütte wieder trafen stellte sich heraus, dass jeder nasse Füße hatte. Die Neuseeländer lies das aber mehr oder weniger kalt. Wir hörten statt dessen nur Geschichten von anderen Wanderungen, wo sie bis zu den Hüften durch den Matsch gestiegen seien. Von dieser Einstellung konnten wir uns wirklich mal eine Scheibe abschneiden. Alles reine Kopfsache.
Über ziemlich krasse Matschwege (Stöcke wie wir Euch liebten!!!) und teilweise auf Laufstegen gings dann bergab. Je weiter es nach unten ging, desto besser wurde das Wetter. Langsam trockneten auch unsere Hosen wieder. Als wir wieder auf Küstenhöhe waren schien sogar die Sonne. Aber jetzt konnte man den Wanderweg nicht mehr als solchen bezeichnen. Es ging durch riesige Pfützen und Matschlöcher, ganz schön abenteuerlich mal wieder. So blieb es wenigstens spannend. Man musste sich immer einen Weg suchen, um weiterzukommen. Es ging über mehrere Hängebrücken und auch über drei große Holzviadukte. IMG_4364 Das Percy Burn Viadukt wurde 1923 errichtet und ist mit 36m Höhe und 125m Länge sogar das größte Holzviadukt der südlichen Hemisphäre.
Stefan und ich kamen schon um 15 Uhr an der Port Craig Lodge, unserem zweiten Übernachtungsplatz, an. Ich bildete mir ein türkisblaues Wasser zu sehen und rieb mir erstmal die Augen. Dass wir sowas nochmal zu sehen bekamen. Nachdem wir den Schlamm notdürftig entfernt hatten, versuchten wir unser Wanderschuhe in der Sonne zu trocknen und schon regnete es wieder. Der Wechsel zwischen Sonne und Regen zog sich noch den restlichen Tag im 20 Minuten Takt durch.
Die letzten Wanderer kamen erst um 17:30 Uhr an. Nach dem Abendessen liefen Stefan und ich in Flip Flops zum Strand hinunter und wurden dort ganz ordentlich von Sandflys zerstochen. Dafür bekamen wir aber auch was geboten: Einen doppelten Regenbogen und Delfine, die davor aus dem Wasser sprangen. Toll, toll, toll!!!
Am nächsten Morgen mussten wir alle wieder in unsere nassen Wanderschuhe steigen. Bäh! Da wir nun nur noch an der Küste wieder zurück zu unseren Autos mussten hatten wir eigentlich erwartet hauptsächlich in der Ebene zu laufen. Es ging aber nochmal ordentlich auf und ab, was jedoch ganz schön war. Und wir hatten Sonne. Ein ganz anderes Gefühl, wenn man bei gutem Wetter läuft. Trotzdem sahen die Wege teilweise immernoch aus wie Bäche oder Moore aber damit hatten wir ja mittlerweile reichlich Erfahrung. Jeder hatte so seine eigenen Tricks um die Hindernisse zu überwinden. Als wir zum Beispiel am Strand über einen Wasserkanal mussten probierte ich es an der breitesten und somit flachsten Stelle und hüpfte dort von Stein zu Stein. Leider bekam ich die Kamera danach nicht so schnell aus der Tasche um Stefan zu filmen, der sich die schmalste und tiefste Stelle ausgesucht hatte und gerade Anlauf nahm, um mit einem spektakulären Sprung knapp die andere Seite zu erreichen. Kim überlegte sichs bis zum Schluss und fand dann durch einem heranbrausendes Quad die coolste Möglichkeit, da sie sich einfach hintendrauf setzte als dieser durchs Wasser fuhr. ;-)
Als wir auf den Parkplatz ankamen waren wir ganz schön KO. Erleichtert zogen wir die schweren Wanderschuhe aus und betrachteten ungläubig unsere grauen verschrumpelten Füße. 3 Tage in nassen Schuhen laufen hatte Spuren hinterlassen. Trotz allem muss man sagen, dass die Schuhe immernoch bequem waren und man auch im nassen Zustand prima damit laufen konnte. Wir verabschiedeten uns und tauschten E-mail Adressen aus und dann gings auf einen Campingplatz und unter eine schöne heiße Dusche. Danach hatten wir Wäsche zu waschen und Inventur zu machen. Der Vorratsschrank unseres Campers musste so langsam geleert werden, wir hatten Barry nur noch 5 Tage! :-(
Das Wetter war wunderbar, so konnten wir abends grillen und draußen sitzen.

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