Sonntag, 27. Juni 2010

Guatemala – San Pedro la Laguna I (19.06.10 – 25.06.10)

Nun sind also bereits 4 Wochen unserer Weltreise vergangen. Normalerweise müssten wir zu diesem Zeitpunkt wieder heimfahren und zurück zur Arbeit gehen. Dieses Mal nicht. So lange waren wir noch nie unterwegs. Wir sind mal gespannt. Samstags morgens fuhren wir also anstatt zurück nach Deutschland nach San Pedro la Laguna am Lago Atitlan. Auf der Fahrt konnte man sehen, dass der Tropensturm Agatha auch hier einiges verwüstet hat. Teilweise wurden ganze Straßenabschnitte von Schlammlawinen bedeckt oder sogar weggespült. Die Aufräumarbeiten sind noch im Gange. Am Lago angekommen quartierten wir uns in ein schönes Hotel ein und machten uns dann auf, einen Platz in einer Sprachschule für kommenden Montag zu bekommen. Wir hatten Glück und wurden in unserer favorisierten Sprachschule “ Escuela Cooperativa San Pedro” aufgenommen. Leider war nur noch nachmittags Unterricht frei, was sich im Laufe der Zeit aber auch als ganz praktisch herausstellte. Den Rest des Tages verbrachten wir mit Kajak fahren auf dem See und lecker Essen gehen in einem der zahlreichen Restaurants in San Pedro.  
Am Sonntag fuhren wir mit einem Sammeltaxi nach Chichicastenango, auf den anscheinend größten und auch bekanntesten Markt in Guatemala. Ich freute mich schon vielleicht ein paar Schnäppchen machen zu können und endlich ein Strandtuch zu kaufen. Aber Pustekuchen.IMG_5898 Bereits nach 2 Minuten dort hätten wir die Entscheidung nach Chichi zu fahren gerne rückgängig gemacht. Der Markt war zwar wirklich sehr groß und bunt und voller Einheimischer aber er war auch eng, hoffnungslos überfüllt und es war eine große Rempelei. “Hier habe ich keinen Spaß etwas zu kaufen” war in dem Moment meine Sorge. Doch es sollte noch schlimmer kommen. Ich setzte meinen Rucksack verkehrt herum auf, so dass ich ihn vorne mit den Händen umschließen konnte. Stefan achtete auf seinen Bauchgurt mit der großen Kamera und auf seine Reisverschlusstasche mit der kleinen Unterwasserkamera. Die Diebe benötigten nur eine unachtsame Sekunde. Nach 15 Minuten war unsere Unterwasserkamera weg. Ein beschissenes Gefühl mitten in einem riesigen Gedränge zu stehen und sich zu ärgern, dass man gerade beklaut wurde und gleichzeitig noch Angst zu haben, dass man jeden Moment wieder beklaut werden kann. Der Markt schien keine Grenzen zu haben also setzen wir uns in ein winziges Eiscafé und warteten bis dreieinhalb Stunden später unser Bus zurückfuhr. Auf Einkaufen und Handeln hatten wir jetzt endgültig die Lust verloren. Nach 2 Stunden, was für ein Zufall mal wieder, kam Jo ins Eiscafé. Auch sie hatte einen Ausflug nach Chichi von Antigua aus gebucht. Wir redeten ein bisschen, dann entschieden wir uns den Vorfall vielleicht doch der Polizei zu melden. Die können zwar nichts machen, aber es schadet ja auch nicht ein offizielles Papier zum Diebstahl zu haben. Irgendwelche Einheimischen sagten uns, dass um die Ecke ein Polizist stehe. Ich sprach ihn an. Natürlich konnte er nur Spanisch. Aber kurz darauf fuhren Stefan und ich im Polizeiauto zur Wache und nahmen auf Spanisch ein Protokoll auf. Nun ja wenigstens noch ein bisschen was erlebt. Auf der Heimfahrt erfuhren wir, dass einer anderen Frau aus unserem Bus das Handy aus der Tasche geklaut wurde.
Abends folgte dann doch noch etwas erfreuliches. Wir zogen bei unserer Gastfamilie ein und bekamen ein schönes Zimmer, sogar mit Seeblick. Unsere Gasteltern Andrea und Lorenzo sind sehr nett. Auch wenn wir Lorenzo leider nicht so oft zu sehen bekommen, da er viel arbeitet. Francisco 11 Jahre, Elena 8 Jahre und Lorenzo Junior 5 Jahre toben den ganzen Tag um Haus herum. IMG_5905Zum Glück haben wir einen Schlüssel für unser Zimmer und damit ein bisschen Privatsphäre, denn vor allem der kleine Lorenzo scheint am liebsten bei uns Verstecken spielen zu wollen. Frühstück gibt es jeden Morgen um 7:30 Uhr. So stehen wir auch früh auf, obwohl der Unterricht erst nach dem Mittagessen um 14 Uhr beginnt.
Am Montag warteten wir also schon ganz gespannt auf unsere neuen Lehrer. Wir haben nämlich Einzelunterricht. Jeden Tag 4 Stunden. Der Unterricht findet im wunderschönen Garten statt und man sitzt unter Strohdächern. Wenn man Glück hat erwischt man sogar eine Hütte mit Seeblick. Mit Ruben, meinem Lehrer, machen wir immer abwechselnd Grammatik, Übungen und Konversation. Auf das Sprechen und Verstehen wird großen Wert gelegt. Also unterhalten wir uns auch sehr viel über dies und das. Natürlich ganz groß zur Zeit: Gespräche über Fußball. Ruben ist ein riesen Fußballfan und das nicht nur für die WM. Er verfolgt auch die englische, spanische und italienische Liga. Zum Glück gibt es auch noch ein anderes großes Thema zur Zeit hier, denn Fußball ist nicht gerade meine Stärke: Nächste Woche findet in San Pedro ein großes Fest statt mit vielen Attraktionen und Veranstaltungen. Darauf sind wir schon echt gespannt. Stefans Unterricht mit Ligia ist ähnlich. Natürlich bekommen wir auch immer Hausaufgaben und Abends sind wir, man sollte es kaum glauben, ziemlich KO und platt. Das Lernen strengt in der Tat an.
Am Dienstag wurde von der Schule eine Tour zu einer Kaffeefabrik angeboten. Uns wurde gezeigt, wie die Bohnen verarbeitet werden und wir durften auch von dem leckeren Kaffee probieren. Es handelte sich dabei übrigens um Fair Trade Ware, die nach Deutschland verkauft wird. Sehr interessant da mal hinter die Kulissen zu schauen und auch mit eigenen Augen zu sehen, dass es tatsächlich fairer Handel ist. Wir durften zum Schluss auch die Deutschen Verpackungen bewundern. Die Marke heißt Mocino falls es jemanden interessiert. Der Kaffee war wirklich sehr gut.
Am Mittwoch Abend nach dem Unterricht schwang ich dann mein Tanzbein beim Salsa Kurs in der Schule. Stefan hat natürlich nur zugeschaut. Männer halt ;-) Hat aber richtig Spaß gemacht.
Am Donnerstag Abend ging es Stefan dann leider nicht gut. Er hatte Magenprobleme und konnte nicht mit nach San Juan ins Nachbardorf. Dort war diese Woche schon Fiesta Guatemala angesagt. Mit ein paar anderen Studenten fand ich noch einen Platz in einem der öffentlichen Verkehrsmittel hier. Auf und an einem Pickup-Truck standen und hingen ca. 25-30 Leute und so gings über die Ruckelpiste nach San Juan. Dort waren die Straßen voller Menschen, es gab Bands und viel Essen. Außerdem hatten die dort das schnellste Riesenrad, dass ich je gesehen habe. Leider war die Schlange der Wartenden ziemlich lange. Sonst hätten wir uns la fiesta auch mal gerne von oben angeschaut.
Am nächsten Tag ging es Stefan immer noch nicht besser. Der Arme musste den ganzen Tag im Bett verbringen. Ich lernte Spanisch und spielte mit der 8jährigen Elena Memory. Sie nahm mich dann noch mit, als sie und ihre Cousine mit Plastikschüsseln voller Mais auf dem Kopf zu einem Hinterhof im Dorf gingen, wo für ein paar Cent in einer uralten Maschine der Mais zu Mehl und mit Hilfe von etwas Wasser zum traditionellen Tortilla Teig verarbeitet wurde. War sehr interessant das mal zu sehen. IMG_5926Stefan war mittags dann leider auch nicht fähig, am Unterricht teilzunehmen. Als ich jedoch um 18 Uhr zurückkam konnte er zum Glück wieder lachen und es ging ihm wesentlich besser. Da er wieder Appetit hatte stand dem gemeinsamen Essen mit Lehrern und Studenten an diesem Freitag Abend nichts im Weg. Es wurde ein sehr netter Abend und wir wurden wieder mal belehrt, dass wir doch in Australien unbedingt nach Melbourne kommen sollten und (was tatsächlich eine Überlegung wert ist) nach Tasmanien. Nach einem Absacker in der Buddha Bar fielen wir um kurz nach Mitternacht erschöpft ins Bett.

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