Zu Anfangs waren wir etwas überrumpelt und überfordert, aber von Tag zu Tag haben wir Tokio mehr in unser Herz geschlossen, so dass wir es zum Schluss gar nicht mehr hergeben wollten.
Bei der Ankunft setzten wir uns prompt in den falschen Zug, hatten jedoch Glück, dass dieser in die richtige Richtung fuhr und einfach nur langsamer war. Als der Herr auf dem Sitz neben uns erkannte, dass wir eine Fahrkarte für den Schnellzug hatten, wurde er ganz nervös und versuchte uns das in gebrochenem Englisch zu sagen. Schwitzend brütete er über seinem IPhone in den Fahrplänen, fand aber keine
Als wir unser Hostelzimmer betraten, suchten wir vergeblich das Bett. Hier schliefen wir traditionell japanisch auf ein paar Bastmatten und Decken auf dem Boden. Damit hatten wir keine Probleme. Zum Glück konnte man die Klimaanlage im Zimmer auch als Heizung benutzen, denn hier war es richtig, richtig kalt. Wir waren vom Sommer in den Winter geflogen.
Am nächsten Morgen probierten wir dann gleich mal wieder die Tokioter U-Bahn aus und merkten, dass doch alles erstaunlich einfach war. Es gab Farben, Nummern und außerdem war jede Haltestelle neben den Schriftzeichen auch noch mit einem englischen Namen beschrieben. Unsere erste Fahrt ging gleich zur chinesischen Botschaft, denn wir brauchten noch ein Visum für China. Zwei Vormittage verbrachten wir insgesamt dort und es war im Großen und Ganzen eine echte Gaudi. Die dreistöckige Botschaft, gehörte zu dem Hektischsten was wir bisher gesehen hatten. Die Leute drängten sich darin, gingen aus und ein und standen in unzähligen Schlangen an Schaltern an, über denen Schilder mit wunderschönen chinesischen Schriftzeichen hingen. Wir betrachteten es als Glückspiel und probierten einige Schalter aus, wurden hin und her geschickt und bekamen verschiedenen Formulare, die wir dann wiederum kopieren mussten und an anderen Schaltern abgeben, wo es wieder neue Formulare gab. Bezahlen sollten wir an einem Automaten, der ungefähr 100 Knöpfe mit den tollsten Schriftzeichen hatte, aber kein einziges englisches Wort. Zum Glück erbarmte sich der Türsteher, fuchtelte ganz hektisch herum und deutete auf die die richtigen Knöpfe für uns, die wir drücken sollten. Irgendwann hatten wir dann tatsächlich die Visa und waren um einige Erfahrungen reicher.
Wir schafften es zwar nicht um 5 Uhr morgens zu den Auktionen beim Fischmarkt zu sein, aber einmal gingen wir um kurz vor 8 Uhr hin und bestaunten die unendlich langen Tischreihen mit allem was das Meer so hergibt, sahen beim Zersägen der riesigen Thunfische zu und bemitleideten die traurigen vor sich hinvegetierenden Oktopusse.
Natürlich besuchten wir auch das Viertel Shibuya und staunten nicht schlecht über die zu jeder Tageszeit pulsierende Straßenkreuzung. Nicht nur, dass hier so viel los ist, es geht auch ums Sehen und
Das schöne an Tokio ist, wenn einem das alles zuviel wird, dann kann man der Reizüberflutung den Rücken zukehren, in die U-Bahn steigen und zum Beispiel nach Asakusa fahren (wo wir auch wohnten). Dieser Stadtteil wurde im II Weltkrieg nicht zerstört und wenn man durch die schnuckeligen, kleinen Gässchen läuft, kommt man sich vor wie im alten Japan. An einem Tag als wir dort waren, hat es tatsächlich geschneit und wir kamen uns vor wie auf dem Weihnachtsmarkt, als wir über den Bazar liefen. Die Tempelanlage gleich neben dem Bazar strahlte so eine angenehme Ruhe aus und es war einfach nur interessant, den Leuten zuzusehen, die sich an den Brunnen
Wer noch mehr Ruhe sucht kann einen der wunderschönen japanischen Gärten besuchen oder auch mal aus Tokio herausfahren und sich das Land ansehen. Wir fuhren an einem Tag mit dem Zug nach Nikko, drei Stunden nördlich von Tokio. Dort besuchten wir die wunderschönen Tempel und spazierten ein wenig herum. Es war leider unglaublich kalt (es lag sogar noch Schnee dort) und mich hat an diesem Tag irgendwie eine Blitzgrippe erwischt. So konnte ich es gar nicht richtig genießen und war froh, als wir wieder im warmen Hotelzimmer in Tokio waren.
Am letzten Abend fuhren wir noch einmal in den 45.Stock des Tokioter Rathauses, von wo aus man einen atemberaubenden Blick über die beleuchtete Stadt hatte.
Wir hätten gerne mehr von Japan gesehen aber die eine Woche war leider viel zu kurz dafür. Wir haben die Menschen hier richtig ins Herz geschlossen und umso erschütterter sind wir jetzt, als wir von dem verheerenden Erbeben in Japan gehört haben. In Gedanken sind wir bei den Japanern.
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