Dienstag, 29. März 2011

China – Peking (04.03.11 – 08.03.11)

Am nächsten Tag ging es weiter nach Peking. Die Sicherheitskontrolle am Flughafen war mal wieder sehr gewissenhaft. China hat definitiv die genausten Kontrollen.
Man merkte, dass in Shanghai für die Expo nochmal ordentlich aufgerüstet wurde. Peking ist nicht ganz so modern. Außerdem war das Gedränge auf den Straßen und in den U-Bahnen noch größer. Es war kaum möglich eine Straße zu überqueren. Die Autofahrer haben klare Vorfahrt, auch wenn die Ampel für sie rot leuchtet und für die Fußgänger grün. Da wird schon mal mit Tempo 50 hupend einfach auf die Menschenmenge draufgehalten.
Unser Hostel war jedoch ganz nett und am ersten Abend gab es gleich eine Dumpling Party. Dumplings sind, mit allerhand verschiedenen Sachen gefüllte, gedämpfte Teigtaschen. Wir und die anderen Hostelgäste rollten fleißig Teig aus und füllten die Taschen bevor sie in den Dampfgarer kamen. Dafür gabs dann auch das Abendessen umsonst.
Am nächsten Tag machten wir uns auf, die Innenstadt zu erkunden. Uns fiel sofort die sehr hohe Polizeipräsenz in der Fußgängerzone auf. Wie wir später lasen, sind im Moment auf Chinas Straßen so viele Einsatzkommandos unterwegs wie schon seit der Olympiade nicht mehr. Man erhofft sich dadurch kommende Demonstrationen (so wie in einigen arabischen Ländern derzeit) schon im Keim zu ersticken. Wir erfuhren auch, dass haufenweise ausländische Reporter in Shanghai und Peking verfolgt, belehrt oder sogar inhaftiert wurden, damit sie ja keine “falschen” Mitteilungen über China schreiben. Der Spiegel schrieb so schön: “Dürften sie frei arbeiten, könnten sie vielleicht feststellen, dass wirklich nur "eine Handvoll" Menschen dem Ruf nach "Jasmin-Protesten" folgen, wie die Propaganda versichert. Doch so dominieren Einschüchterung und Polizeigewalt.”
IMG_7677 Wir ließen uns nicht weiter beirren, kehrten den Polizisten und den großen Plätzen den Rücken zu und verzogen uns in eine kleine Gasse. Als wir sahen wo wir gelandet waren verging uns im wahrsten Sinne der Appetit. Ein Foodcourt ganz nach chinesischem Geschmack. Das Erste was mir ins Auge fiel, waren zappelnde Skorpione, die aufgespießt dargeboten wurden, wie bei uns die Schokofrüchte auf der Messe. Aber es gab noch mehr Leckereien. U.a. dicke Käfer, Seepferdchen, Seesterne und Spinnen. Das schlimmste war jedoch, dass es überall so übel gestunken hat. Schlange standen die Leute, um aus einem dreckigen Topf eine Art Gulasch zu ergattern. Wir vermuten, dass es Hund war. Es blieb aber unklar. Es gab auch noch weitere Spieße auf denen seltsame Fleischfetzen hingen, die dann gegrillt wurden. Während wir uns mit offenen Mündern durch die Menschenmassen quetschten, entdeckten wir einen westlich aussehenden Mann mit einer großen Kamera um den Hals, der gerade dabei war einen solchen Spies zu verspeisen. Auf unsere Frage hin zuckte er nur mit den Schultern: “Keine Ahnung was das ist. Ich vermute Schlange!”
Wir hatten erstmal genug und gingen zurück zum Hotel, um uns für den Abend fertigzumachen. Wir hatten nämlich 2 Karten in einer Akrobatikshow gebucht. Wenn wir schon mal in China waren, dann wollten wir uns sowas natürlich nicht entgehen lassen. Die Show der National Chinese Artistic Group war großartig. Stefan wurde sogar am Anfang auf die Bühne geholt und musste sozusagen den “Startknopf” drücken. Das Programm bot alles, vom Seiltänzer über einen Jongleur, bis hin zu den bekannten Gummimenschen und einer Mädelsgruppe die es schaffte mit insgesamt 12 Personen auf einem Fahrrad zu fahren und dabei noch gut auszusehen.
IMG_7712 Sonntags morgens machten wir uns auf den Weg zum Platz des himmlischen Friedens. Als wir aus der Bahn ausstiegen, konnten wir schon von weitem sehen, dass man uns nicht so ohne weiteres auf den Platz lassen würde. Lange Schlangen standen an den Kontrollpunkten an und jeder musste sein Gepäck durchleuchten und sich durchsuchen lassen. Wir liefen über den Platz und holten uns dann am anderen Ende Eintrittskarten für die “Verbotene Stadt”. Hier haben die Herrscher unzähliger Dynastien mit ihrem Gefolge gewohnt. Die Anlage ist zauberhaft und definitiv was fürs Auge. Man kann sich gar nicht satt sehen. Locker konnte man ein paar Stunden hier drin verbringen.
Am Nachmittag fuhren wir noch zum “Temple of Heaven”. Was wir nicht wussten: Um den Tempel liegt ein schöner Garten, indem sich Sonntags massenweise Chinesen aufhalten. Eine lange Mauer war zum Beispiel vollständig belegt von Kartenspielern und ihren Zuschauern. An einer anderen Ecke spielte eine Blaskapelle und ein Chor sang dazu. Jeder der vorbeiging bekam ein Textheft in die Hand gedrückt und konnte mitsingen. Und das Ganze klang gut, außerordentlich gut. Da verwunderte es uns auch nicht, als wenig später ein alter Chinese mit einer roten Stofftasche an uns vorbeilief und dabei lauthals und sehr gekonnt “Oh sole mio” sang. Wahnsinn. Wir kehrten dem Spektakel jedoch erstmal den Rücken, da wir ja eigentlich gekommen waren, um den Tempel anzusehen. Der war natürlich zweifellos schön aber an dieser Stelle muss ich leider auch den Spruch bringen: “Kennste einen, kennste alle”. Der Stil ist halt überall der selbe.
Beim Rückweg mussten wir feststellen, dass der Chor sich aufgelöst hatte. Dafür gabs einen anderen, ohne Blaskapelle, an anderer Stelle. Als wir uns näherten wunderten wir uns schon über die grauenhafte Technomusik, die den Chor unterwanderte und stießen auch prompt auf die Ursache. Jemand hatte einen Laptop aufgestellt und ihn an Boxen angeschlossen. Davor “tanzte” eine unglaubliche Mischung aus Chinesen aber sowas von aus dem Takt. Beim Anblick bekam man schon fast Angst und glaubte sich in einem Irrenhaus. Vielleicht war es das ja auch. Am skurilsten war ein ungewöhnlich großer und dicker Chinese, der in einer viel zu engen Jeans-Latzhose und mit einem langen schwarzen Vollbart “tanzte”. Unglaublich! Nichts wie weg.
Da es schon langsam dunkel wurde, fuhren wir noch zum Olympiapark und schauten uns das Olympiastadion (Birds Nest) und die Schwimmhalle (Aqua Cube) in prachtvoller Beleuchtung an. Das Gebiet ist wie eine kleine Geisterstadt. Die vierspurige Straße wurde zur Fußgängerzone erklärt aber so viel los ist hier nicht. Auch das riesige Einkaufszentrum, das für die Olympiade gebaut wurde liegt völlig brach. Das Gelände liegt etwas außerhalb der Stadt und somit verirrt sich hier niemand her außer ein paar Touristen, die sich das Birds Nest ansehen wollen. Tragisch, dass man für den Bau damals so viele Menschen zwangsumgesiedelt hat.
IMG_8063 Am nächsten Tag stand uns ein echtes Highlight bevor. Schon morgens früh fuhren wir mit dem Bus zur chinesischen Mauer. Alleine die Ruhe und Idylle, die uns dort empfing, war diesen Ausflug wert. Mit dem Sessellift ging es hoch zur Mauer und dann erwanderten wir ein kleines renoviertes Teilstück, bis wir auf den unrenovierten Teil stießen. Hier war alles zugewuchert, es gab keinen Weg und rechts und links der Mauer war man dem freien Fall ausgeliefert. Die Wanderung war landschaftlich wunderschön aber auch mächtig anstrengend durch die vielen hohen Stufen, die man zu erklimmen hatte. 3,5 Stunden später standen wir verschwitzt aber glücklich wieder am Ausgangspunkt und durften mit einer Art Bobbahn den Berg herunterfahren. Blöderweise hielten einige überaus verängstigte Leute, die immer nur auf die Bremse drückten, den Verkehr dermaßen auf, dass der ganze Spaß daran verloren ging. Nach einem Mittagessen traten wir auch schon wieder die lange Rückfahrt nach Peking an.
Am letzten Tag besuchten wir dann noch den Sommerpalast im Nordosten der Hauptstadt. Ein riesiges Areal mit vielen kleinen Tempeln und Gärten direkt an einem See gelegen. Über eine Brücke kam man dort sogar auf eine kleine Insel.
Am Abend wollten wir zum Abschluss nochmal ein Restaurant der Kette Tairyo aufsuchen standen jedoch erneut vor verschlossenen Türen. Als wir aufs Nebenhaus blickten mussten wir grinsen. “Die drei Kronen” stand da. “Bayrische Brauerei”. Na gut. Bevor wir verhungerten gabs halt Bretzeln, Spätzle und Weißbier.

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