Sonntag, 12. September 2010

Ecuador – Galapagos-Kreuzfahrt (22.08.10 – 29.08.10)

Dieses Mal weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll zu erzählen. Mit dem Bericht über unsere Galapagos-Kreuzfahrt könnte ich ohne weiteres ein ganzes Buch füllen. Unbestritten ist das das Highlight unserer bisherigen Reise. Wir sind im Paradies hier und wollen gar nicht mehr weg. Leider bleiben uns nur noch ein paar Tage. Aber jetzt erzähle ich erst mal von unserer Woche auf See:
Unser Flug ging von Quito über Guayaquil nach Baltra, einer kleinen Insel auf Galapagos. Lustigerweise machten die Stewardessen irgendwann alle Gepäckfächer auf und fingen an im Flugzeug irgendwelches Zeug zu versprühen, das höchstwahrscheinlich Insektenvernichtungsmittel oder irgendwas in der Art war. Ein komisches Gefühl, wenn man im Flugzeug von so etwas eingenebelt wird.
IMG_7632Wir waren natürlich mächtig gespannt was wir für unser Geld gebucht hatten. Es gibt unterschiedliche Kategorien von Booten und Touren und wir hatten zwar nicht die Schlechteste gebucht aber bei weitem auch nicht das Beste. Am kleinen Flughafen wurden wir von unserem Guide  empfangen und waren erst mal positiv überrascht. Jung, nett und in perfektem Englisch hieß er uns willkommen. Das ging ja schon mal gut los. Gemeinsam warteten wir auf die anderen Mitreisenden. Wer das Buch “Hummeldumm” von Tommy Jaud gelesen hat, kann verstehen wie gespannt wir waren. Und wieder hatten wir Glück 3 junge Australier und ein junger Israeli gesellten sich zu uns und schon war unser Team zumindest für die erste Wochenhälfte komplett. Das Boot war für 16 Personen ausgelegt und wir waren nur zu 6 (+ Guide + 5 Mann Besatzung). Perfekt. Wir hatten eine tolle Kabine, der Koch kredenzte uns jeden Tag 3 leckere Mahlzeiten mit Vorspeise und Obst zum Nachtisch. Besser hätten wir es nicht haben können.
Jeden Tag hatten wir volles Programm. Um 7 Uhr gab es Frühstück und um 8 Uhr begann meistens die erste Landbesichtigung. Pro Tag hatten wir 2 Landausflüge und gingen noch ein bis zwei mal schnorcheln. Dazwischen gab es Mittagessen und vor dem Abendessen um 19 Uhr immer ein kurzes Briefing für den nächsten Tag. Insgesamt fuhren wir in dieser Woche 7 Inseln auf Galapagos an. Teils Größere, teils auch nur aus dem Wasser ragende Felsen. Die Galapagos Inseln sind allesamt vulkanischen Ursprungs und einige der unzähligen Vulkane auf den Inseln sind auch immer noch aktiv. Schon als Charles Darwin hier 1535 an Land ging war er fasziniert, wie unerschrocken die tierischen Bewohner den Menschen gegenüber sind. Damit die Touristen es nicht übertreiben achten die Guides penibel darauf, dass man wenigstens noch zwei Meter Abstand zu den Tieren hält, auch wenn u.a. die neugierigen jungen Seelöwen versuchen selbst den 2 Meter Abstand zu überschreiten. Durch die Neugierde und die Gelassenheit der Tierwelt gegenüber dem Mensch ist man hin und hergerissen zwischen dem Gedanken in deren Welt hineinzuplatzen und dem Gefühl eben auch willkommen zu sein und neben den zahlreichen Tierarten auch einen Platz im Archipel zu haben.
Was wir alles unternommen haben kann ich, wie schon oben erwähnt, gar nicht alles beschreiben. Die Seelöwen wurden zu unseren treusten Gefährten, denn sie waren überall. Wir sahen zu wie sie ihre Jungen säugten und lernten, dass jede Seelöwen-Mama immer nur ein Kind großzieht, da sonst der Konkurrenzkampf zu groß wäre. Wenn doch ein zweites Kind geboren wird, wird dies von der Mutter verstoßen und P1000855 kann leider nicht allein überleben. Wir haben sogar mit Seelöwen geschnorchelt. Richtig erschrocken sind wir immer, wenn einer an uns vorbeigezischt ist, denn unter Wasser haben die ein ganz schönes Tempo drauf. Vor allem die jungen Seelöwen waren super neugierig und kamen immer ganz dicht an einen heran.
Im Wasser sahen wir auch Meerechsen schwimmen. Vor langer langer Zeit, als Galapagos noch junge Inseln waren war alles kahl und es gab nichts zu Essen für die ersten tierischen Bewohner. So organisierte es die Evolution, dass die Echsen ins Wasser gingen, um dort Essen zu finden. Sie lernten schwimmen und tauchen. Natürlich gibt es auch an Land Echsen, die teilweise eine stattliche Größe von über einem Meter erreichen. Wir mussten manchmal wirklich aufpassen, nicht auf eine Echse zu treten, denn auf den schwarzen Felsen waren sie nur schwer erkennbar und blieben auch beharrlich sitzen, wenn wir vorbeikamen.
Neben den Darwin-Finken haben wir so viele faszinierende Vögel gesehen. Allem voran die großen Albatrosse, die wir beim Brüten und beim Versorgen ihrer Jungen beobachten konnten. Die Jungen sahen aus wie riesige Wattebäusche. Leider haben wir keinen Albatros bei Start oder Landung gesehen, denn das muss ziemlich imposant sein. Die Vögel brauchen mächtig viel Freifläche um Anlauf zu nehmen und selbst dann kann es sein, dass sie es nicht schaffen abzuheben und stattdessen in den Büschen landen.
Am lustigsten fand ich aber definitiv die Blaufußtölpel. Gegen Ende unsere Rundreise haben wir diese sogar beim Balzen gesehen. Je blauer die Füße, desto mehr Chancen hat das Männchen bei den Weibchen. Ein Pärchen hatte sich eigentlich schon gefunden, das Männchen jedoch zeigte ein bisschen die kalte Schulter und lief ein paar Schritte weg. Dies nahm ein einsamer nur ganz blassblau gefußter Tölpel zum Anlass, um sich schnell das Weibchen zu schnappen. Währte aber nicht lange, da kam natürlich unter großem Getöse das erste Männchen zurück. Der arme Looser zog wieder von Dannen. Wir standen mitten drin bei dem Spektakel. Die Vögel liesen sich nicht stören. Sowas sieht man nur in National Geographic Reportagen hatten wir vorher gedacht, aber Galapagos hat uns eines Besseren belehrt. Ich musste sogar einen Schritt zurückgehen, damit der Single-Tölpel schnellstmöglich zu der alleingelassenen Dame watscheln konnte.
IMG_9125Die Fregattvögel begleiteten uns während der ganzen Kreuzfahrt. Da sie nicht in der Lage sind ihr Gefieder einzuölen, wie zum Beispiel die Pelikane und Tölpel können sie nicht ins Wasser, um nach Fischen zu tauchen. Sie haben schon festgestellt, das von Booten ab und zu Essensreste abfallen und flogen somit immer über uns. 
Am letzten Tag konnten wir auch die Fregattvögel beim Balzen beobachten. Sie haben einen roten Sack an der Kehle, den sie aufblasen so gut es geht. Während sie so um die Frauenwelt konkurrieren ist es ihnen nicht mal möglich zu essen. Wer nach einer Woche noch keine Holde abbekommen hat muss erstmal wieder Luft ablassen und Essen fassen.
Ein besonderes Erlebnis war auch, als wir in einer Bucht waren, in der sich die Stachelrochen zurückzogen, da die Zone Haifrei war. Kleine und große Stachelrochen kamen bis ins ganz Flache Wasser an den Strand. Jeff erklärte uns viel über Rochen allgemein und Stachelrochen im Besonderen. Das einzige Gefährliche ist, wenn man den Rochen am Boden nicht sieht und ausversehen drauf tritt. Dann fährt er seinen giftigen Stachel aus, um sich zu verteidigen. Ansonsten sind es sehr harmlose Tiere. Wir sollten ins Wasser stehen und durften uns nicht bewegen. Die Stachelrochen kamen zu uns und legten sich auf unsere Füße. Ein unbeschreibliches Gefühl. Ein bisschen unheimlich. Teilweise konnten wir uns nicht beherrschen und schrien laut auf. Einmal in den Wellen konnte man natürlich auch nicht mehr einfach rausgehen, da sobald aufgewirbelter Sand und Wasser unsere Füße bedeckte das Risiko bestand auf einen Rochen zu treten. Also musste man stehen bleiben und ausharren bis nach einigen Minuten die Wellen wieder kürzer wurden und man eine günstige Sekunde nutzen konnte, um schnell nach hinten abzuhauen. Unglaublich beeindruckend.
Gleich darauf sahen wir am selben Strand etwas mindestens ebenso faszinierendes. Vor unseren Augen schlüpften kleine Babyschildkröten. Wahnsinn. Nur wo Licht ist ist auch Schatten. Wie heißt es doch so schön: “Fressen und gefressen werden!” Wir durften es live beobachten. Die gemeinen Fregattvögel kamen und pickten die frischgeborenen Schildkrötchen aus dem Sand. Natürlich wollten einige aus der Gruppe gleich Hilfe leisten und Jeff musste immer wieder hartnäckig verwehren und sagen “That’s life – Wir mischen uns nicht ein.”
Die Schnorchelgänge waren zwar richtig richtig kalt aber auch unglaublich interessant. Neben den Seelöwen sahen wir viele große Schildkörten, Stachelrochen und Adlerrochen. Zweimal konnten wir in Höhlen sogenannte Weißspitzenriffhaie entdecken. Ganz zu schweigen von den unzähligen bunten Fischschwärmen.
IMG_9063 Aber nicht nur die Tierwelt von Galapagos zog uns in Ihren Bann, die Landschaft hatte auch einiges zu bieten. Traumhafte weiße Strände ohne ein einziges Hotel. Wüsten mit Büschen in den leuchtendsten Farben. Felsküsten, Vulkane … Man muss es einfach selbst gesehen haben.
Das Beste aber überhaupt erlebten wir gleich am zweiten Abend. Bei Sonnenuntergang saßen wir auf dem Schiffsdach und plötzlich sprangen überall um uns herum Manta Rochen (mit teilweise 7 m Flügelspannweite) aus dem Meer und überschlugen sich mehrmals bevor sie platschend wieder ins Wasser tauchten. Ein unglaubliches Schauspiel. Jeff erklärte uns, dass sie sich so von Parasiten befreien.
Am letzten Tag gab uns Jeff mit einem Laserpointer, der Darth Vader verdammt neidisch gemacht hätte, eine kleine Einführungsstunde in Astronomie. Als wir alle so mit unserem Abschiedscocktail auf dem Schiffsdach saßen und in die Sterne sahen wollte keiner von uns weg. Der Abschied viel verdammt schwer. Im Gegensatz zu den anderen blieb uns ein kleiner Trost. Wir mussten zwar das Schiff und die Truppe verlassen aber wir wollten noch ein paar Tage auf Galapagos bleiben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen