Montag, 18. April 2011

Nepal – Kathmandu & Annapurna Trekking Woche 1 (12.03.11 – 20.03.11)

Als wir über Kathmandu flogen, wunderten wir uns über das spärliche Licht dieser riesigen Stadt. Nach dem Landen ging alles ganz fix. Freundlich und zügig stellte man uns ohne Probleme ein Visum aus. Als wir aufs Gepäckband zuliefen sahen wir schon von weitem unserer Rucksäcke und draußen stand bereits der Fahrer mit unserem Namensschild bereit, der uns abholte. Alles lief prima, bis man uns im Hotel erklärte, dass leider kein Zimmer frei wäre und wir somit die erste Nacht in einem anderen Hotel verbringen mussten. Wir waren nicht gerade begeistert und das änderte sich auch nicht als wir das schmuddelige Zimmer sahen, in das sie uns verfrachteten. Aber was solls wir waren müde und es war mitten in der Nacht, somit konnten wir eh nichts mehr groß ausrichten. Nun erfuhren wir auch, warum Kathmandu so wenig beleuchtet war. Es gibt eine Art Stromplan, der sich täglich ändert und für jedes Stadtviertel andere Zeiten hat. Somit hat jeder 2 x 4h Strom am Tag. Diese fallen natürlich dann ab und zu auch mal auf 1 Uhr nachts bis 5 Uhr morgens.
Am nächsten Morgen empfing uns der Hotelmanager, entschuldigte sich vielmals, gab uns ein besseres Zimmer und wir bekamen ein Frühstück aufs Haus. Immerhin.
Danach stürzten wir uns ins Getümmel. Es galt Trekkingpässe zu besorgen, denn wir waren ja gekommen, um die Annapurna Runde zu erwandern. Außerdem nutzten wir den Tag, um uns in den zahlreichen Ausrüstungsläden der Stadt umzusehen. Kathmandu entpuppte sich als wahres Shoppingparadies. Lange überlegten wir, ob es sinnvoll sei, uns Daunenschlafsäcke zu besorgen und letztendlich machten wir es einfach und kauften auch noch gleich Daunenjacken und dicke Handschuhe mit. Für unsere Wanderung war das auf jeden Fall eine gute Investition, denn in größeren Höhen sollte es empfindlich kalt werden.
IMG_8367 Am nächsten Morgen mussten wir früh aufstehen. Die Dusche war so eiskalt, dass es uns wunderte dass sie nicht gefroren war. Das Gepäck, das wir für die Wanderung nicht brauchten, lagerten wir im Hotel ein und dann gings los zum Busbahnhof. Da wir nicht mit dem Touristenbus, sondern mit dem normalen öffentlichen Bus fahren wollten, mussten wir Geduld haben und warteten brav bis der endlich losfuhr. In atemberaubenden Manövern wurden Möbel, Obst und Gemüse auf dem Dach des kleinen Busses festgebunden bis die Dachbeladung ungefähr die selbe Höhe hatte wie der Bus selbst. Na das konnte ja ein Spaß werden. Wir stellten bald fest, dass das voluminöse Dachgepäck zumindest den Vorteil hatte, dass der Fahrer einigermaßen anständig fuhr. Die Betonung liegt auf “einigermaßen” und auf den Straßenzustand und die anderen Fahrer will ich hier gar nicht näher eingehen. Die Fahrt war aber trotzdem sehr interessant. Vorbei gings an wunderbaren Landschaften, Reisfeldern und lächelnden Menschen. Das Gemüse auf dem Dach wurde so allmählich an zahlreichen Armeestützpunkten abgeladen. 
Nach 7 h kamen wir endlich in Besi Sahar an und erwischten gerade noch einen Bus nach Bhulbhule. Die 9 km Strecke wären wir besser zu Fuß gelaufen, denn mit dem vollgestopften Bus benötigten wir dafür auf der katastrophalen Straße tatsächlich 1,5 h. 
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit waren wir nun am Ausgangspunkt der Annapurna Runde angekommen. Wir fanden ein nettes Gasthaus und schliefen erschöpft und mit Vorfreude auf den nächsten Tag ein.
Um 06:00 Uhr krähte der Hahn und gleichzeitig klingelte unser Wecker. Raus aus den Federn, ein leckeres Frühstück bestellt und dann die Wanderschuhe geschnürt. Jetzt sollte sich zeigen, ob wir mit dem schweren Gepäck zurechtkämen. Die Strecke war schön und wir liefen uns recht bald ein. Das einzige Problem, das ich hatte waren meine Hüften die durch den Hüftgurt des Rucksacks richtig schmerzteIMG_8374n. Als wir Mittagspause machten entdeckte ich, dass ich an beiden Hüften Wasserblasen hatte. Oh je. So konnte das nicht weitergehen. Ich versuchte das Gewicht im Rucksack besser zu verteilen und darauf zu achten, dass die Kleidung unter den Gurten keine Falten schlug, dann gings weiter. Von km zu km merkten wir die Last des Gepäcks deutlicher und als wir am Abend im Dorf Jagat ankamen, fiel ich völlig erschöpft aufs Bett. Ich war der festen Überzeugung, dass ich nie mehr aufstehen würde aber dann wuschen wir doch noch Wäsche, duschten und ließen uns ein leckeres Abendessen schmecken. Trotzdem kam ich mir beim Treppenlaufen vor wie eine alte Oma. Die Strecke war gar nicht so anspruchsvoll, aber mit Gepäck laufen ist halt doch etwas anderes.
Am nächsten Morgen standen wir wieder früh auf, trödelten jedoch beim Frühstück ein wenig herum. Es war heiß und die Sonne brannte schon gewaltig, als wir kurz nach 8 Uhr losmarschierten. Es ging steil bergauf und wir kamen ordentlich ins Schwitzen. Viele Esel waren unterwegs, die Lebensmittel und andere Sachen von Dort zu Dorf transportierten. Zuerst nervte das ein bisschen und später gewaltig. Die Esel drängelten entweder berghoch oder waren zu langsam. Oft überholten sie unkontrolliert und so musste man immer schauen, dass man nicht zwischen den Abhang und die Esel geriet. Ein anderer Deutscher, den wir unterwegs trafen wurde dann prompt auch mal komplett vom Esel umgerannt und ist gestürzt. Mich hat auch einer gestoßen aber ich konnte mich gerade noch halten. So machte das keinen Spaß. Ich war stinksauer, die Landschaft war auch nicht gerade der Brüller. Als wir dann schließlich noch an einen Militärposten gerieten, der uns den Durchgang verweigert, weil gerade im Berg Sprengungen gemacht wurden, konnte ich kaum noch an mich halten. Für was hatten wir eigentlich die hohen Nationalparkgebühren bezahlt. Zum Erhalt dieser weltweit bekannten Wanderstrecke scheint sie ja nicht genutzt zu werden. 
Während wir warteten, entspannte ich mich wieder, wir aßen Kekse und unterhielten uns mit den anderen Wanderern, die alle hier eine Zwangspause einlegen mussten. Als das Gebiet nach über einer Stunde wieder freigegeben wurde, liefen natürlich alle auf einmal im Pulk los und dazu bestimmt 200 Esel. Oh dieser Tag war furchtbar. Es nervte gewaltig.
IMG_8590Nachdem wir einen weiteren Hügel erklommen hatten kam ein Tal in Sicht. Endlich mal was neues fürs Auge. Wir durchwanderten die nächste große Ortschaft, da wir bei den Sprengungen so viel Zeit verloren hatten. Unser Tagesziel wollten wir trotz allem heute noch erreichen. Mit letzter Kraft gelang uns das auch. Stefan kam mit dem schweren Gepäck definitiv besser zurecht als ich. Hoffentlich würde es in den nächsten Tagen besser werden. Obwohl ich mir bei der Ankunft am Gasthaus genauso KO vorkam, merkte ich später, dass es mir definitiv besser ging, als am Vortag. Ein gutes Zeichen.
Die nächste Tagesetappe sollte laut Reiseführer die schlimmste bis dato werden. Wir hatten uns aber in den letzten 2 Tagen zum Glück schon 2 Stunden Vorsprung erkämpft.
Es ging unaufhörlich den Berg nach oben. So schlimm war das aber irgendwie gar nicht. Entweder hatte ich mich mittlerweile schon an meinen Rucksack gewöhnt oder die Lastverteilung war beim Bergauflaufen einfach besser. Ein große Motivation war natürlich auch die Landschaft, die seit dem heutigen Tag wirklich wunderschön und abwechslungsreich war. Wir liefen durch Wälder, an Klippen vorbei und genossen erste Aussichten auf die schneebedeckten Berge des Himalaya.
Als wir gerade Mittagspause machten, zogen auf einmal dunkle Wolken vor die Sonne und ein eisiger Wind pfiff heran. So ein Mist. Wir mussten über eine Stunde auf unser Mittagessen warten und waren somit schon halb erfroren. Um uns aufzuwärmen marschierten wir danach strammen Schrittes weiter bis nach Chame. Das Örtchen war ganz nett und heute waren wir sogar so fit, dass wir noch eine kleine Besichtigungstour starten konnten. Wir schauten uns die Gebetsmühlen an und suchten vergeblich die heißen Quellen, die es hier angeblich geben sollte. Es war immernoch bitter bitter kalt. In Daunenjacke gehüllt, mit Mützen und Handschuhen warteten wir im Speisesaal ohne Strom auf unser Abendessen und unterhielten uns mit einer französischen Reisegruppe und deren Guide, der sehr nett war.
IMG_8771_b Am nächsten Morgen gab es immernoch keinen Strom und so packten wir zügig und schauten, dass wir auf den Weg kamen. Auch heute lag wieder eine wunderschöne Strecke vor uns. Wir hatten unseren Schritt gefunden, die Rucksäcke kamen uns nicht mehr so schwer vor und das Trekken hatte begonnen richtig Spaß zu machen. Während der Mittagspause konnten wir draußen sitzen, da es so sonnig war und der Ausblick auf die schneebedeckten Berge war einfach nur unglaublich. Danach machten wir uns an den Aufstieg zu dem unglaublich urigen Dörfchen Upper Pisang, das majestätisch in den Felsen hing. Der Aufenthaltsraum unseres kleinen Gastraums war sehr klein und hatte nur 2 Tische, dafür boten die großen Fenster aber einen atemberaubenden Ausblick in die Bergwelt. Wir lernten Sandra aus Erfurt und Jelmar aus Holland kennen und verbrachten einen schönen Abend bis ich feststellte, dass ich mein Tagebuch in Chame vergessen hatte. Oh nein!!!! Wie ärgerlich. Natürlich fiel uns nicht mal mehr der Name des Gasthauses ein, in dem wir übernachtet hatten. Zum Glück wusste ich wo die Französische Reisegruppe von gestern untergebraucht war. Ich fragte deren Guide, der sich erinnerte wie das Gasthaus hieß, jedoch die Telefonnummer nicht hatte. Er meinte ich solle später wieder kommen, dann hätte er es herausbekommen. Glücklicherweise hatte unser Wirt einen Freund in Chame, den er mit dem Handy anrief und der dann der Herberge einen Besuch abstattete und mein Tagebuch tatsächlich fand. Unser Plan war, am nächsten Tag nocheinmal ohne Gepäck zurückzulaufen und am gleichen Tag wieder nach Upper Pisang. Unser Wirt hatte jedoch noch einen besseren Plan. Er machte einen Träger ausfindig, der am nächsten Tag von Chame in unsere Richtung lief und der brachte dann tatsächlich das Buch mit. Wie toll ist das denn?
IMG_8888 Zufrieden gingen wir ins Bett. Am nächsten Tag hatten wir “frei”, konnten also ausschlafen. Wir frühstückten gemütlich mit Sandra und Jelmar, die auch einen Tag länger in Upper Pisang blieben, da ihr Freund leichte Anzeichen von Höhenkrankheit hatte. Danach machten Stefan und ich eine kleine Wanderung ohne Gepäck und stiegen ein paar Hundert Meter den Berg hinauf. Die Aussicht dort oben war der Hammer. Ein 360° Panoramablick. Das Wetter spielte auch mit. Der blaue Himmel und die schneebedeckten Berge gaben einen wunderschönen Kontrast ab.
Den Nachmittag verbrachten wir mit Lesen und Abends kam dann tatsächlich mein Tagebuch an. Alles hatte geklappt und der extra Tag in Upper Pisang war wunderschön und hat sich echt gelohnt.
Leider war dann am nächsten Tag das Wetter sehr schlecht. Aufgrund der fehlenden Sonne und der nebelverhangenen Berge entschieden wir uns, die einfache Route ohne Berganstieg bis nach Manang zu laufen. Unterwegs verkaufte eine Dame leckere Schoko-Hefeteile. Die ließen wir uns natürlich nicht entgehen. An einem Checkpoint (während der Wanderung musste man immer mal wieder seinen Trekkingpass vorzeigen) trafen wir 4 junge Franzosen, die schon am Highcamp (also kurz vor dem Thorung La Pass, dem Highlight der Wanderung) waren und wieder umgedreht waren, da der Weg zum Pass wohl sehr vereist war und darum zu gefährlich. Oh je, die machten uns ja nicht gerade Mut. Aber wir wollten uns selbst vom Zustand der Strecke überzeugen, also gings weiter. Da Manang die größte Ortschaft auf der bisherigen Wegstrecke war, hatten wir uns erhofft endlich mal wieder Strom zu haben, dem war leider nicht so. Wir stiegen 100 m zu einer kleinen Pagode auf, informierten uns über eine Tageswanderung zur Akklimatisierung für den nächsten Tag und gingen dann am Abend ins “Kino”, für das man extra den Generator anwarf. Das “Kino” hatte keine Leinwand, sondern nur einen normalen kleinen Fernseher, aber alleine wegen des heißen Ofens im Raum hat es sich schon gelohnt.
Am nächsten Tag gings dann mal wieder ohne Gepäck auf Tour. 1200 Höhenmeter überwanden wir bis zum Eissee, der wie sein Name schon sagt gefroren war und dazu noch von einer solchen Menge Schnee bedeckt, dass man ihn eigentlich gar nicht sah. Das machte aber nichts, denn wir sahen genügend andere Dinge und hatten wiedermal herrliches Wetter. Die Wanderung war sehr anstrengend und wir mussten teilweise durch knietiefen Schnee stapfen. Mittlerweile machte sich auch schon die Höhe bemerkbar und wir schnauften ganz schön. Aber es machte einen riesen Spaß. Beim See auf 4600 m Höhe verspeisten wir unsere mitgebrachten Thunfisch Sandwiches und ließen das Bergpanorama auf uns wirken. Beim Abstieg trafen wir auf eine Yak-Herde und beobachteten die Tiere ein Weile. Total genial. Das war mal wieder ein perfekter Tag.
Bereits eine Woche war nun schon vergangen. Schon in 3 Tagen würden wir über den Thorung La Pass laufen, wenn wir es denn bis dorthin schafften und nicht noch Probleme mit der Höhe bekommen würden.

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